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Moneten für die alten Monarchen
Dem Haus Hohenzollern winken rund 1,2 Millionen Euro Entschädigung
Poster der Könige und Kaiser, Aufkleber mit Wappen, Flaggen mit Adler, Krawatten mit Krone, eine CD mit Kompositionen von Friedrich II. - all dies und noch viel mehr verkauft die Preußen Art GmbH in ihrem Internetshop. Auf den Seiten der »Generalverwaltung des vormals regierenden Preußischen Königshauses« wird außerdem eine Büste von Kaiser Wilhelm II. zum Preis von 159 Euro feilgeboten und ein Relief des Kronprinzen Wilhelm für 22,50 Euro.
Georg Friedrich Prinz von Preußen darf nun jedoch auf einen viel höheren Betrag hoffen. Ein Vorbescheid des Amtes zur Regelung offener Vermögensfragen Oder-Spree verheißt ihm rund 1,2 Millionen Euro Entschädigung. Das zuständige Bundesamt muss noch seinen Segen geben, ehe die Mittel fließen. Außerdem schaltete Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (LINKE) am Montag das Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen ein. Wegen der Brisanz des Sachverhaltes soll es die Angelegenheit kritisch prüfen. Denn dergleichen Entschädigungen sind nicht rechtens, wenn die Enteigneten dem Naziregime erheblichen Vorschub geleistet haben.
Ob dies zutrifft, darum dreht es sich jetzt. Schließlich hoffte Kaiser Wilhelm II. - er hatte 1918 abgedankt - in seinem niederländischen Exil, die Faschisten würden ihn wieder auf den Thron setzen. Nicht zuletzt deshalb gratulierte er ihnen zu den Siegen beispielsweise über Frankreich. Hitler dachte nicht daran, die Macht abzugeben und die Monarchie wieder einzuführen. Weil er aber die Unterstützung der Kaisertreuen benötigte, antwortete er ausweichend auf das Ansinnen Wilhelms: Er werde es sich überlegen.
Dem einstigen Kronprinzen Wilhelm wird Sympathie zu den Nazis nachgesagt. Definitiv ein Parteigänger Hitlers war August Wilhelm Prinz von Preußen, genannt Auwi, der bereits 1930 in die SA eintrat, dort zum Gruppenführer befördert wurde und 1933 für die NSDAP in den Reichstag einzog. Von den US-Amerikanern im Mai 1945 verhaftet und als belastet eingestuft, wurde August Wilhelm 1948 zu zweieinhalb Jahren Lager und zur Beschlagnahme von 40 Prozent seines Vermögens verurteilt.
Die »Märkische Allgemeine Zeitung« (MAZ) berichtete in ihren letzten drei Ausgaben sehr umfänglich über den Entschädigungsfall und beleuchtete ihn von allen Seiten. Die MAZ befragte dabei den auf die Bodenreform spezialisierten Rechtsanwalt Thorsten Purps und zitierte diesen, die Summe von 1,2 Millionen entspreche »dem Marktwert bestenfalls zu sieben oder acht Prozent«.
Den empörten Antimilitaristen Lutz Boede gab die MAZ mit den Worten wieder, Kronprinz Wilhelm und andere Prinzen seien als prominente Teilnehmer des »Tags von Potsdam« wichtige Steigbügelhalter Hitlers gewesen. (Am 21. März 1933 hatten die Nazis in der Potsdamer Garnisonkirche die Eröffnung des Reichstags zelebriert. Berüchtigt ist Hitlers Handschlag mit Reichspräsident Paul von Hindenburg vor der Kirche - ein Symbol der Allianz von Faschisten und preußischen Militaristen.)
Die MAZ interviewte Ex-Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD). Stolpe hatte in seiner Amtszeit den Preußenrummel angekurbelt und benutzt, um dem 1990 nach Jahrzehnten wieder gegründeten Land Brandenburg eine Identität zu verschaffen. Nun sagte Stolpe der Zeitung zu der beabsichtigten Zahlung der 1,2 Millionen Euro, dies sei nach seinem Eindruck »ausgewogen« und »gerechtfertigt«. Zu Lasten des Bundes wäre eine Entschädigung »in voller Höhe« gewesen, meinte Stolpe. »Wenig Verständnis habe ich dafür, diese Entscheidung mit Bewertungen der Familie Hohenzollern zu verbinden. Wenn schon gewertet wird, dann darf auch daran gedacht werden, dass 500 Jahre lang die Hohenzollern die wichtigsten Akteure für die Entwicklung unseres Landes waren.« Den Antrag auf die Entschädigung habe 1991 der drei Jahre später verstorbene Louis Ferdinand von Preußen gestellt. Dieser Sohn des Kronprinzen Wilhelm sei kein Nazianhänger gewesen und habe sich nachweislich mit Verschwörern des 20. Juli 1944 getroffen, betonte Stolpe. Georg Friedrich Prinz von Preußen, das aktuelle Oberhaupt der Hohenzollern, ist Louis Ferdinands Enkel.
Axel Vogel, Fraktionschef der Grünen im Landtag, bemängelte, schon die Zuerkennung großer Werte an die Hohenzollern während der Weimarer Republik sei ein Sündenfall gewesen. Vogel sagte, es sei für niemanden nachvollziehbar, dass Immobilien wie das Krongut Bornstedt oder Schloss Rheinsberg quasi Privateigentum des preußischen Königshauses und nicht Staatsvermögen gewesen sein sollen.
Den Hohenzollern gehörten 1918 ungeheure Schätze. Nach dem Ersten Weltkriegs wurde der Besitz aufgeteilt. Der Staat bekam beispielsweise die Schlösser Sanssouci und Charlottenburg, während der Familie Schloss Rheinsberg, die Burg Hohenzollern sowie zahlreiche Kunstwerke zuerkannt wurden. Ähnlich lief es in anderen Fällen. SPD und KPD kämpften 1926 vergeblich gegen die Fürstenabfindung. Bei einem Volksentscheid stimmten nur 36 Prozent für eine entschädigungslose Enteignung. Nach dem Zweiten Weltkrieg verloren die Hohenzollern jedoch in der sowjetischen Besatzungszone die ihnen dort verbliebenen Schlösser, Ländereien und Kunstwerke. Trotzdem dürfen sie selbst heute noch als begütert angesehen werden. Wertvolle Gemälde befinden sich als Leihgaben in Museen.
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