Down Under steht total Kopf

Australien nach 2:2 gegen Kroatien im Achtelfinale / Trainer Hiddink und Italiens Trauma

  • Holger Luhmann und Alexander Sarter
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Auf dem Platz lagen sich Australiens Helden in den Armen, und in der Heimat machten Millionen Fans den 23. Juni kurzerhand zu einem Feiertag: Nach einem unvergesslichen Spiel für die Fußball-Geschichtsbücher und einer Achterbahnfahrt der Gefühle schwimmen die Fans der »Socceroos« auf einer Welle der Euphorie. Und die Heroen wollen ihren Weg bei der WM fortsetzen. »Wir bleiben zwar realistisch, aber natürlich träumen wir vom Finale«, erklärte der Neu-Nürnberger Joshua Kennedy in der Stunde des größten Triumphes. Der Ruhm ist den »Aussies« bereits sicher - allen voran Harry Kewell, der sein Team bei der zweiten Endrunden-Teilnahme nach 1974 in Deutschland mit dem Tor zum 2:2 (1:1) gegen Kroatien erstmals ins Achtelfinale schoss. »Kewell macht sich unsterblich!« titelte The Sydney Morning Herald, und der TV-Sender Foxsports verkündete auf seiner Internetseite: »Kewell, der Held! Seine Tat wird ewig in den Erinnerungen der Australier bleiben.« Von Premierminister John Howard, der die Partie in der Hauptstadt Canberra wie die meisten seiner Landsleute im ganzen Land live vor einer Großleinwand verfolgte, wurde Kewell spontan »geadelt« und zu »König Harry« ernannt. Der 27-Jährige selbst widmete »das wichtigste Tor meines Lebens« dem verletzten Teamkollegen Djibril Cisse vom englischen Rekordmeister FC Liverpool, der seine WM-Teilnahme mit Ex-Weltmeister Frankreich wegen eines Beinbruchs absagen musste. Nationaltrainer Guus Hiddink lag mit seiner Einschätzung richtig. »Ich denke, dass die Arbeit in Australien jetzt still steht und viele Menschen feiern«, sagte der Niederländer. »Für uns ist es leider schwierig, mal eben zurückzufliegen und mitzufeiern. In Holland wäre das einfacher.« Für Hiddink und die Australier ist die Mission aber noch nicht beendet. Im Achtelfinale treffen die Kicker von Down Under am Montag in Kaiserslautern auf den dreimaligen Weltmeister Italien. Da könnte sich die Geschichte von vor vier Jahren wiederholen, als Hiddink mit Gastgeber Südkorea die Squadra Azzurra in der Runde der besten 16 nach Hause schickte. Im Match gegen Kroatien glichen die Australier zwei Mal mit »Löwenherzen« (Hiddink) die Führung der Kroaten durch Darijo Srna (2.) und Niko Kovac (56.) aus. Erst traf der frühere Mönchengladbacher Craig Moore per Handelfmeter (38.) zum 1:1, dann stürzte Kewell mit seinem Tor zum 2:2 elf Minuten vor Schluss Australien in einen kollektiven Jubelrausch. Die Australier ließen sich auch nicht von Schiedsrichter Graham Poll aus dem Konzept bringen. Der Engländer verlor in der hektischen Schlussphase die Übersicht. Erst versagte er den Australiern beim Stand von 1:2 einen klaren Handelfmeter, dann zeigte er Josip Simunic zwei Mal Gelb, ohne ihn vom Platz zu stellen. Erst nach seiner dritten Verwarnung in der Nachspielzeit sah der Berliner dann doch die »Ampelkarte«. Zuvor hatte Poll noch Dario Simic (85.) und auf der Gegenseite Brett Emerton (87.) Gelb-Rot gezeigt. Dem Vorrunden-Aus bei der dritten WM-Teilnahme ließen die Kroaten eine ehrliche Analyse folgen. »Wir haben zu abwartend gespielt und uns zu sehr auf unser Glück verla...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.