Antisemitismus

Blogwoche

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor Wochenfrist wurde bekannt, dass das Unternehmen Facebook den Kurznachrichtendienst WhatsApp übernehmen wird. Die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) veröffentlichte dazu eine Karikatur, die den Facebook-Gründer und Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens, Mark Zuckerberg als hakennasige Krake zeigt - ein Bild, das an antisemitische Darstellungen der Nazi-Zeit erinnert.

Der erste sarkastische Kommentar dazu kam von Stefan Gärtner, Autor des Satire-Magazins «Titanic». Der WhatsApp-Nutzer, der aufgrund der Übernahme durch Facebook mit dem Gedanken spielt, seinen Kurznachrichtendienst zu wechseln, müsse sich jetzt «gut überlegen, ob er mit dem Nebeneffekt leben mag: daß er künftig nicht mehr beim Juden chattet. Ein Gedanke, der ihm ohne die famose Zeichnung gar nicht gekommen wäre», schrieb der Satiriker am 23. Februar auf auf titanic-magazin.de.

Gezeichnet hat die Karikatur Burkhard Mohr, und der gibt sich nach der Kritik, der er sich in den vergangenen Tagen ausgesetzt sah, reumütig. Dass seine Karikatur wie eine «antijüdische Hetz-Zeichnung aussieht», sei ihm «nicht aufgefallen», rechtfertigte er sich auf sueddeutsche.de. Antisemitismus und Rassismus seien ihm völlig fremd, versicherte er seinen Kritikern.

Für Patrick Gensing von der Plattform publikative.org ist dies bloße Rechtfertigung. «Die Botschaft der SZ-Karikatur kommt an, weil diese Codes und Bilder eben nicht missverständlich sind, so wie es zur Verteidigung solcher Darstellungen gerne angeführt wird, sondern zur kulturellen Ausstattung gehören. Es wäre sicherlich spannend, einmal abzufragen, wie viele SZ-Leser in der Karikatur einen verschlagenen Juden erkennen würden. Mein Tipp: die meisten.» Aus der Argumentation der SZ und anderer, die sowohl die Zeitung als auch den Zeichner in Schutz nähmen, spreche «die Unfähigkeit, oder möglicherweise treffender: der Unwille, Antisemitismus überhaupt zu erkennen, geschweige denn zu begreifen (...) Antisemitismus ist eben mehr als ein Vorurteil gegen bestimmte Minderheiten, es handelt sich um ein komplettes System, mit dem elegant die Welt gedeutet werden kann, und das sogar noch als fortschrittlich verkauft werden kann.» Der Antisemitismus funktioniere als «anti-modernes Sturmgeschütz». Dessen Wirksamkeit zeige sich «auch im Fall Facebook, das als moderne, ortlose Bedrohung daherkommt - personifiziert durch einen hakennasigen Unternehmer, zufälligerweise jüdisch, der mit seinen Krakenarmen die gesamte Kommunikation weltweit kontrolliert. Schlimme neue Welt.

Für Hanning Voigts von der »Frankfurter Rundschau« wiederum haben auch die Medien ein Problem im Umgang mit Antisemitismus. »Antisemiten jedoch macht die Öffentlichkeit nur aus, wenn der NPD-Politiker Udo Pastörs die BRD als ›Judenrepublik‹ bezeichnet. Auch die Medien zögern regelmäßig, Antisemitismus als solchen zu benennen. Der Gedanke, dass es ihn immer noch gibt, auch bei Linken und gebildeten Bürgern, ist offenbar schwer auszuhalten. Sogar dann, wenn es in der Sache selbst wenig zu diskutieren gibt«, schreibt er auf fr-online.de.

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