Die Aufnahme kommt nicht voran
Rheinland-Pfalz bietet mehr Plätze für syrische Flüchtlinge an, doch diese können nicht kommen
Mainz. Rheinland-Pfalz will 240 weitere Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien aufnehmen - doch das Projekt stockt. Bisher seien noch keine Syrer dieses zweiten Kontingents angekommen, sagte eine Sprecherin des Integrationsministeriums in Mainz. Dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) seien Aufnahmevorschläge übermittelt worden. Das Amt entscheide letztendlich über die Verteilung der Plätze. Nach Informationen des Ressorts seien bislang aber noch keine Zusagen erteilt worden.
Deutschland hatte sich im vergangenen Jahr dazu bereiterklärt, 5000 Bürgerkriegsflüchtlingen Zuflucht zu bieten. Im Dezember fiel die Entscheidung, die Zahl zu verdoppeln. Von diesem zweiten Kontingent sollen 240 Menschen in Rheinland-Pfalz unterkommen. Insgesamt haben erst 3500 syrische Flüchtlinge Deutschland erreicht. Grund für die Verzögerung sind nach Angaben des Ministeriums Probleme bei der Ausreise aus Libanon.
Ein entscheidendes Kriterium ist, dass die Antragsteller Angehörige in Deutschland haben. Für 164 Plätze hat das Land nach Angaben der Sprecherin des Integrationsministeriums ein Vorschlagsrecht. Für diese Plätze seien bei den Ausländerbehörden im Land bis Ende Februar mehr als 1000 Anfragen von Familienangehörigen eingegangen. Die Flüchtlinge sollen laut Ministerium nach ihrer Einreise zunächst eine auf zwei Jahre befristete Aufenthaltserlaubnis erhalten. Damit können sie an Integrationskursen teilnehmen, dürfen arbeiten und erhalten bei Bedarf Hartz IV oder eine Grundsicherung.
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl dringt darauf, dass Deutschland mehr syrische Flüchtlinge aufnimmt. »Bei mehr als 50 000 in Deutschland lebenden Syrern und zahlreichen deutschen Staatsbürgern syrischer Herkunft darf der Nachzug von Angehörigen nicht durch eine starre Obergrenze gedeckelt werden«, erklärte Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl. Dies hatte auch die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Irene Alt (Grüne) gefordert.
Die Meldefrist für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien, die zu ihren in Deutschland lebenden Angehörigen einreisen wollen, sollte am Freitag auslaufen. Am Donnerstag teilte das Bundesinnenministerium mit, Bund und Länder seien sich einig, dass auch nach Ausschöpfung der Kontingente weitere Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen werden sollten. Ende März soll es deshalb ein weiteres Spitzengespräch zwischen Bund und Ländern geben. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.