Blinder Hass auf Anne Franks Tagebuch

300 Exemplare des berühmten Zeitdokuments in Tokioter Bibliotheken von Unbekanntem beschädigt

  • Susanne Steffen, Tokio
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

In Tokio hat ein Unbekannter Hunderte Ausgaben des Tagebuchs der Anne Frank zerstört. Die Polizei tappt im Dunkeln. Chinesische und südkoreanische Medien prangern Japans Rechtsruck an.

Äußerlich hat der Täter die Bücher intakt gelassen. Aber er hat, anscheinend wahllos, bei mehr als 300 Exemplaren des »Tagebuchs der Anne Frank« Dutzende Seiten in der Buchmitte zerrissen und die Bücher anschließend zurück ins Regal gestellt. Viel hat die Polizei in Tokio, die seit gut einer Woche ermittelt, über den Unbekannten noch nicht herausgefunden. Sie vermutet einen Einzeltäter und hofft, dass das Material aus Überwachungskameras der Büchereien bei der Tätersuche hilft.

Über das Motiv der Zerstörung herrscht folglich ebenso Rätselraten. Dass ein Rechtsextremer in Frage kommt, gilt als unwahrscheinlich. Zwar attestieren immer mehr Beobachter der drittgrößten Wirtschaftsnation der Welt einen deutlichen Rechtsruck, seit Premier Shinzo Abe vor etwas mehr als einem Jahr erneut das Ruder übernommen hat. Doch geht es dabei ausschließlich um Japans Umgang mit seiner eigenen Weltkriegsvergangenheit.

Antisemitismus war dag...


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