Wer waren die Maidan-Killer?

Aufsehenerregendes Telefonat Ashton - Paet

  • Lesedauer: 2 Min.

Fast 100 Menschen sind bei den blutigen Zusammenstößen in Kiew im Februar ums Leben gekommen. Wie selbstverständlich wurden sie von der Protestbewegung und westlichen Medien aufs Schuldkonto des gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch geschrieben. Zweifel an dieser Version verstärkt der Mitschnitt eines Telefonats zwischen der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton und dem estnischen Außenminister Urmas Paet vom 26. Februar.

Ashton befragte Paet nach den Eindrücken, die er tags zuvor bei einem Besuch in Kiew gewonnen habe. Paet antwortete: »Mein Eindruck ist, dass es kein Vertrauen gibt, auch nicht in die Politiker, die jetzt in die Koalition zurückkehren. Die Leute vom Maidan und aus der Zivilgesellschaft sagen, sie kennen alle, die in der neuen Regierung sein werden. All diese Typen haben eine schmutzige Vergangenheit.«

Nach Erörterungen darüber, wie die EU den Gang der Dinge in der Ukraine beeinflussen könne, berichtete der Außenminister schließlich von einem Gespräch mit der Ärztin Olga Bogomolez, die den medizinischen Dienst der Oppositionsbewegung koordiniert hatte. »Und was in der Tat sehr beunruhigend war, diese gleiche Olga sagte, alle Indizien wiesen darauf hin, dass Menschen, die von Scharfschützen auf beiden Seiten getötet wurden, Polizisten und Demonstrierende, dass es die gleichen Scharfschützen waren, die Leute auf beiden Seiten erschossen ... Sie sagte, dass sie als Ärztin sagen kann, dass es die gleiche Handschrift ist, die gleiche Art von Munition, und es ist wirklich besorgniserregend, dass die neue Koalition nicht untersuchen will, was wirklich geschah. So wird der Verdacht verstärkt, dass hinter den Scharfschützen nicht Janukowitsch stand, sondern jemand aus der neuen Koalition.«

Ashton darauf, offensichtlich verwirrt: »Ich denke, wir wollen untersuchen. Ich meine, ich wusste das nicht, das ist interessant, meine Güte!«

Minna-Liina Lind, Paets Sprecherin, bestätigte inzwischen die Echtheit der Aufnahme, die im Internet kursiert (www.weltnetz.tv/video/532). Der Minister soll verärgert darüber gewesen sein, dass das Gespräch mitgeschnitten und veröffentlicht wurde. »Wir weisen die Annahme zurück, dass Paet die Einschätzung äußerte, die Opposition sei in die Gewalt verwickelt gewesen«, sagte Lind. Fragt sich nur, warum sich die neuen Machthaber in Kiew einer genaueren Untersuchung widersetzen. Olga Bogomolez hat das Amt eines Vizepremiers für humanitäre Angelegenheiten ausgeschlagen. nd/Agenturen

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -