»Vor der Wand« des Schweigens

Michael Görings Roman über das Massaker von Sant’Anna di Stazzema

  • Christina Ujma
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Trotz deutsch-italienischer Historikerkommission bleiben die Wehrmachtsverbrechen in Italien ein blinder Fleck im deutschen Wissen über die Nazi-Zeit, obwohl Historiker schätzen, dass in den anderthalb Jahren deutscher Besetzung jeden Tag ca. 160 unbeteiligte Zivilisten ermordet wurden, dazu noch die Frauen und Männer, die unter Partisanenverdacht standen. Anderswo in Europa ist der Terror gegen die Zivilbevölkerung von den Ländern selber aufgearbeitet worden, die italienischen Nachkriegsregierungen unterbanden dies aber aus Rücksicht auf den EWG- und NATO-Partner Bundesrepublik. Strafanzeigen bei italienischen Staatsanwaltschaften wanderten in den berüchtigten »Schrank der Schande« und verstaubten dort. Die westdeutsche Nachkriegsöffentlichkeit wollte von Kriegsverbrechen noch weniger wissen, schon gar nicht im Urlaubsland Italien.

Es blieb Schriftstellern wie Ingeborg Bachmann, Wolfgang Koeppen oder Alfred Ander...


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