Ronaldo per Übersteiger an Gerd Müller vorbei

Brasilien zieht mit 3:0-Erfolg über Ghana ins Achtelfinale ein / Wieder schwache Schiedsrichterleistung

  • Matthias Koch, Dortmund
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Weltmeisterschaften sind wie gemacht für historische Tage. In Ghana wäre der gestrige wohl zum Nationalfeiertag erhoben worden, wenn der letzte Vertreter Afrikas den haushohen Favoriten Brasilien aus dem Turnier gekippt hätte. Doch schon nach fünf Minuten fiel das 1:0 für den fünffachen Weltmeister Brasilien, der am Ende etwas zu hoch mit 3:0 gewann.
1:0-Torschütze Ronaldo der vor seinem Treffer mit der Geschmeidigkeit einer Wuchtbrumme Ghanas Torhüter Richard Kingson überlief, wollte in Sachen Geschichtsschreibung aber in nichts nachstehen. Mit seinem dritten Turniertor 2006 erzielte er seit den Titelkämpfen 1998 in Frankreich seinen insgesamt 15. Weltmeisterschaftstreffer. Damit ist der 30-Jährige nunmehr alleiniger Rekordhalter der WM-Historie. Per Übersteiger zog er nicht nur an Ghanas Keeper, sonder auch an Gerd Müller vorbei. Der westdeutsche Vorzeigestürmer hatte es 1970 und 1974 auf 14 »WM-Buden« gebracht.
Wer nun gedacht hatte, dass WM-Debütant Ghana auseinander fallen würde, sah sich getäuscht. Haminu Draman (19.), Matthew Amoah von Borussia Dortmund (24., 29.), Asamoah Gyan (36.) und vor allem John Mensah, der Brasiliens Torhüter Dida per Kopfball aus Nahdistanz zu einer Fußparade zwang (42.), holten sogar ein Chancenübergewicht heraus.
Während Brasilien eher verhalten spielte und nur durch (den im Abseits stehenden) Adriano (13.) und einen Schussversuch von Ronaldinho (30.) Torgefahr erzeugen konnte, arbeitete Ghana fleißig am Ausgleich - bis Schiedsrichter Lubos Michel eingriff. Der Slowake übersah vor dem 2:0 von Adriano, dass der Torschütze in den Sekunden vor der Spielentscheidung gleich zwei Mal im Abseits stand. Ghanas Coach Ratomir Dujkovic regte sich so auf, dass er den Rest des Spiels auf die Tribüne musste.
Im zweiten Durchgang tat Brasilien, das im Viertelfinale am Sonnabend in Frankfurt (Main) auf den Sieger der Partie zwischen Spanien und Frankreich (n. Red.) trifft, weiterhin nur das Nötigste. Positiv gesehen haben die Südamerikaner für den weiteren Turnierverlauf Kraft gespart. Doch ein bisschen mehr als der Torschuss von Roberto Carlos (57.), das 3:0 des Noch-Münchners Ze Roberto (84.) sowie die Last-Minute-Chancen von Ronaldo (88.) und Cafu (89.) hätten die vielen brasilianischen Fans sicher verdient gehabt.
Ghana konnte jedoch aus der wenig weltmeisterlichen Darstellung des Titelverteidigers keinen Nutzen ziehen. So schön sich die Afrikaner bisweilen auch an den Strafraum heranpirschten: Im entscheidenden Moment fehlte dem Team, das Asamoah Gyan durch eine Gelb-Rote Karte verlor, die Durchschlagskraft. So blieb Haminu Draman (53.) und Asamoah Gyan (69., 79.) der Ehrentreffer erspart. »Ich glaube, dass der Schiedsrichter beim 2:0 ein Trikot der Brasilaner trug, ereiferte sich Ghanas Coach Dujkovic auf der Pressekonferenz. Brasiliens Trainer Carlos Alberto Parreira nahm es lockerer: »Es war kein gutes Spiel von uns, aber wir stehen im Viertelfinale. Nur das ist wichtig.«

Brasilien: Dida - Cafú, Lucio, Juan, Roberto Carlos - Kaká (83. Ricardinho), Emerson (46. Gilberto Silva), Zé Roberto, Ronaldinho - Ronaldo, Adriano (61. Juninho).
Ghana: Kingston - Pantsil, Mensah, Shilla, Pappoe - Eric Addo (60. Boateng), Appiah, Muntari, Draman - Amoah (70. Tachie-Mensah), Gyan.
Tore: 1:0 Ronaldo (5.), 2:0 Adriano (45.), 3:0 Zé Roberto (84.). Gelb-Rot: Gyan (81....

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