In Altersteilzeit ins Viertelfinale

Frankreichs alternde Stars freuen sich nach 3:1 über Spanien auf Weltmeister Brasilien

  • Jirka Grahl, Hannover
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Auch mit etwas in die Jahre gekommenen Fußballern lässt sich noch so manches Spiel gewinnen, manchmal sogar ein WM-Achtelfinale. 3:1 (1:1) besiegte Frankreich die als Team der Zukunft gefeierten Spanier, die erneut früh aus dem Turnier ausschieden. Am Sonnabend in Frankfurt trifft Frankreich im Viertelfinale auf Weltmeister Brasilien.
»Unser Abenteuer geht weiter, unsere Erinnerungen an Brasilien sind gut«, meinte Zinedine Zidane, der sich mit seinem Tor in der Nachspielzeit selbst zu einem versöhnlichen Ende verhalf - nach einer Partie, die nicht wenige als seine Abschiedspartie im Trikot von »Les Bleus« vorhergesehen hatten. Oft lief das Spiel am 34-Jährigen vorbei, ab und an jedoch überraschte er - mit früherer Wendigkeit, mit genauem Zuspiel, mit alter Bissigkeit. Allerdings: Nur ein einziges Mal konnte er Arsenal-Superstürmer Thierry Henry, der an diesem Tag Frankreichs einzige Spitze darstellte, gut in Szene setzen.
Dass der erwartete Generationswechsel im Spitzenfeld des Weltfußballs erstmal aufgeschoben wurde, lag weniger an Frankreichs Fähigkeiten, sondern an den Unfertigkeiten der Spanier. Als der Gegner nicht mehr Ukraine, Tunesien oder Saudi-Arabien hieß, waren Luis Aragones Youngster überfragt. Weder konnte sich der Coach gegen die Franzosen auf die Regiekünste von Reals Madrids Raùl verlassen - ihn holte Aragones nach 53 Minuten vom Feld - noch auf den bis dahin umjubelten Fernando Torres. Der war von Frankreichs Abwehrreihe abgemeldet. Seinen drei Treffern konnte Torres keinen weiteren hinzufügen.
Zwar gelang David Villa per Foulelfmeter die verdiente Führung (28.), danach aber zeigten die Franzosen die Willensstärke, mit der man ein solches Achtelfinale gewinnt. Franck Ribèry (23) - Mittelfeldmann aus Marseille und vielleicht Frankreichs kommender Weltstar - glich nach schönem Pass von Patrick Vieira (30) aus. 1:1 nach 41 Minuten. Vieira besorgte per Kopf das vorentscheidende 2:1 (83.). Dazwischen taten die Spanier nur wenig. Garcias Kopfball (69.) und Joaquins Schuss (79.) waren die einzigen Chancen für die Iberer.
Spanien trauert. »Wieder ist eine WM für uns vorbei, ein weiteres großes Turnier, das wir nicht genutzt haben«, klagte Torwart Casillas. Frankreichs Trainer Raymond Domenech frohlockte: »Meine Mannschaft hat einen großen Siegeswillen bewiesen.« Thierry Henry erfreute sich an der Wiedergeburt seiner Equipe: »Im physischen und mentalen Bereich ist Frankreich zweifellos die beste Mannschaft.« Ein kühner Spruch, der am Sonnabend gegen Brasilien zu beweisen wäre.

Spanien: Casillas - Sergio Ramos, Pablo, Puyol, Pernía - Xavi (72. Marcos Senna), Xabi Alonso, Fábregas - Torres, Villa (54. Joaquín), Raúl (53. Luis Garcia).
Frankreich: Barthez - Sagnol, Thuram, Gallas, Abidal - Vieira, Makelele - Ribéry, Zidane, Malouda (74. Govou) - Henry (88. Wiltord).
Tore: 1:0 Villa (28./Foulelfmeter), 1:1 Ribéry (41.), 1:2 Vieira (83.), 1:3 Zidane (90.+2). Schiedsrichter: R...

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