Zidanes Geniestreiche

Eigentlich hatte ich mir das Spiel Spanien gegen Frankreich in Hannover live ansehen wollen, aber es klappte mit der mir versprochenen Eintrittskarte dann doch nicht. Aber auch am Fernseher war die Partie ansehenswert, wobei ich vorher geglaubt hatte, dass die Spanier ins Viertelfinale einziehen. Diesmal, so dachte ich, würden sich die Spanier top in Szene setzen. Denn mittlerweile liegt der letzte und zugleich einzige internationale Titelgewinn der Spanier 42 Jahre Jahre zurück, als die Iberer 1964 Europameister wurden. Doch am Ende setzte sich Frankreichs Routine gegen jugendlichen Sturm und Drang der Spanier durch. Zwei Gründe gab es aus meiner Sicht dafür: Erstens kamen die Spanier nicht wie gewohnt mit ihrem Hochgeschwindigkeits-Passspiel zum Zuge. Und zweitens erwies sich die Rückkehr von Kapitän Raul nicht als die erhoffte Verstärkung. Bei der Spielweise der Spanier stand er sich sozusagen selbst auf den Füßen. Die Franzosen, die viel Respekt vorm Gegner hatten, operierten mit Thierry Henry nur mit einer Sturmspitze und verstärkten dafür das Mittelfeld. Damit aber wurden die spielerischen Räume für die lange Zeit das Geschehen dominierenden Spanier eng und enger. Frankreich belehrte alle Kritiker eines Besseren, die von einer »alternden Equipe« gesprochen haben und ihr jegliche WM-Chancen absprachen. Dabei sorgte ausgerechnet der 34-jährige Zinedine Zidane, der zuletzt soviel Kritik aushalten musste, für zwei Geniestreiche - mit seiner wie vom Zirkel gezogenen Freistoß-Flanke, mit der er das 2:1 durch den überragenden Patrick Vieira einleitete, und mit seinem tollen Solo in der Nachspielzeit zum 3:1-Endstand. Es war in seinem 105. Länderspiel sein 29. Tor! Die Abschiedsstour des charismatischen dreimaligen Welt-Fußballers und Ex-Stars ...