Herzögliches Porzellan wird Landeseigentum

Mecklenburg-Vorpommern kauft Kunstschatz für 9,5 Millionen Euro

  • Grit Büttner, Schwerin
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine fast endlose Geschichte um Kulturgut findet ihr Ende: Mecklenburg-Vorpommern kauft für 9,5 Millionen Euro eine Sammlung herzoglicher Kunstwerke an. Der Streit darum dauerte zehn Jahre.

Nach zähen Verhandlungen um die Kunstsammlung der ehemaligen Herzöge Mecklenburgs ist jetzt eine Einigung erzielt worden. Die Schätze gehen bis auf wenige Ausnahmen für einen Preis von 9,5 Millionen Euro in das Eigentum des Landes über.

Dies sei vor acht Tagen mit Donata Herzogin zu Mecklenburg von Solodkoff vereinbart und am Dienstag vom Kabinett gebilligt worden, erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums in Schwerin. Demnach sei für alle Sammlungsstücke, die nicht angekauft werden, eine zehnjährige unentgeltliche Leihgabe sowie ein zeitlich unbeschränktes Vorkaufsrecht vereinbart worden, hieß es.

Damit können die rund 260 Werke auch über das Jahr 2014 hinaus in Mecklenburg-Vorpommern gezeigt werden, wie Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) erläuerte. »Das Land verfügt hiermit auf Dauer über einen Kulturschatz von nationalem Rang.«

Über den Ankauf der herzoglichen Gemälde, Möbelstücke, Waffen, Uhren, Porzellane und anderen Kunstgegenstände war mehr als zehn Jahren lang verhandelt worden. Die »Sammlung Christian Ludwig Herzog zu Mecklenburg«, benannt nach Donatas Vater, war 1997 wieder der Familie zugesprochen worden. Bis zum Jahr 2014 durfte das Land die Kunstgüter aber nutzen. - Nun werde, so hieß es, die Kulturstiftung der Länder den Ankauf der Herzogskunst voraussichtlich mit 1,3 Millionen Euro unterstützen. Eine halbe Million Euro wolle die Bundesbeauftragte für Kultur beisteuern. Der Preis für die Sammlung, allerdings ohne einige Stücke mit besonderem Wert für die Landesgeschichte, lag 2010 noch bei 7,9 Millionen Euro. 2012 forderte Donata Herzogin zu Mecklenburg von Solodkoff zehn Prozent Aufschlag. Die Verhandlungen drohten zu scheitern. Gegen das Vorhaben, einen Teil des Kaufpreises mit 300 Hektar Landeswald zu begleichen, legte der Landtag sein Veto ein.

Der Direktor des Staatlichen Museums Schwerin, Dirk Blübaum, begrüßte das Ergebnis. »Mit der Einigung ist die bestmögliche Lösung erzielt worden.« Ein Großteil der Sammlung werde von 2016 an im dann teils sanierten Schloss Ludwigslust gezeigt werden.

Auf dem Dachboden des Schlosses waren eine Reihe weiterer Kunstwerke aus dem Besitz der Herzogsfamilie entdeckt worden wie etwa Möbel oder Büsten. »Beim Dachbodenfund nimmt die Herzogin außerdem von allen Eigentumsansprüchen Abstand«, erklärte das Kultusministerium.

Der Vorsitzende der Linksfraktion, Helmut Holter, zeigte sich erleichtert. »Damit hat das jahrelange Tauziehen hoffentlich ein Ende«, meinte er. Grünen-Fraktionsvorsitzender Jürgen Suhr kritisierte die Höhe des Kaufpreises. CDU-Fraktionschef Vincent Kokert meinte, bedeutende Kunstgegenstände kämen nun wieder in den Besitz des Landes und könnten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Noch aber haben im Schloss Ludwigslust die Restauratoren das Sagen. Tischler, Vergolder und Steinmetze setzen zum Endspurt an. Bis zum Ende dieses Jahres sollen die Sanierungsarbeiten im Ostflügel der einstigen herzoglichen Residenz im wesentlichen abgeschlossen sein. 2015 sollen dann die Audienz- und Wohnräume des Herzogs sowie die Ausstellungen gestaltet werden, erklärte Schlossleiter Peter Krohn dieser Tage. Licht und Vitrinen müssten installiert sowie Dutzende Gemälde aus den Depots geholt und aufgehängt werden. Knapp 13 Millionen Euro EU-Geld fließen in den ersten Abschnitt der Schlosssanierung.

Schloss Ludwigslust wurde von Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin zwischen 1772 bis 1776 nach Plänen des Hofbaumeisters Johann Joachim Busch erbaut und bildet den Mittelpunkt einer spätbarocken Stadtanlage. Das Ensemble ist einmalig in Norddeutschland. Die Eröffnung des neuen Schlossmuseums ist für März 2016 geplant.

Gezeigt werden sollen unter anderem die Menagerie-Serie von Jean-Baptiste Oudry, historische Uhren, Meissener Porzellan, Hamburger Silberobjekte, Büsten Jean-Antoine Houdons, Architekturmodelle aus Kork, Elfenbeinarbeiten. Und eine Gemäldegalerie mit Werken der Hofmaler Georg David Matthieu, Johann Dietrich Findorff, Johann Heinrich Suhrlandt und Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky. dpa/nd

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