Bleibe oben, du weißer Adler!

Andreas Fritsche macht sich nichts aus dem roten Wappentier

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 1 Min.

Der weiße Adler im Potsdamer Landtag gilt als Kunst. Kunst ist Geschmackssache. Über Geschmack lässt sich streiten. Der rote Wappenadler Brandenburgs ist keine Kunst, sondern Hoheitszeichen. Dass er hässlich aussieht mit seinem aufgerissenen Schnabel und den geschmacklos gelben Krallen, spielt also keine Rolle. Er steht per Verfassung unter Artenschutz und hat seine Berechtigung durch das zur Hymne auserkorene, einst bei der SA beliebte, Marschlied mit der Zeile »Steige hoch, du roter Adler«. Von roten Arbeiterfahnen ist in dem äußerst anspruchslos komponierten Werk keine Rede.

Architekt Peter Kulka konnte sich statt eines roten Kriegsadlers Picassos kleine weiße Friedenstaube gut im Plenarsaal vorstellen. Allein deshalb sollte die Friedenspartei LINKE zu ihm halten. Der weiße Adler ist schon ein Kompromiss. Wenn Kulka dulden sollte, ihn komplett rot anzumalen, wäre dies ein erneutes Entgegenkommen.

Der originale Wappenvogel gefällt wohl einigen Abgeordneten. Er beleidigt aber das Auge jedes Ästheten. Der neue Landtag verbindet sich mit dem Namen seines Architekten. Soll sich Kulka seinen überzeugenden Entwurf widerstandslos verderben, seinen guten Ruf beschädigen lassen? Ich finde: Nein.

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