Abschied vom Traumpaar

Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy werden zum fünften Mal Weltmeister

  • Britta Körber, Tokio
  • Lesedauer: 3 Min.
Die zweimaligen Olympiadritten Sawtschenko/Szolkowy sind zum fünften Mal Weltmeister geworden. Damit stellten die Sachsen zum Ende ihrer gemeinsamen Karriere einen deutschen Rekord auf.

Robin Szolkowy hatte einen sentimentalen Moment, Aljona Sawt-schenko schaute nach dem Schlussakkord der gemeinsamen Paarlauf-karriere mit WM-Titel Nummer fünf nach vorn. »Ich musste mich nach dem Kurzprogramm zusammenreißen, ich fand die Atmosphäre hier so warmherzig«, erzählte der zweimalige Olympiadritte nach der gelungenen »Nussknacker«-Kür am Donnerstag in Saitama bei Tokio.

Der 34-Jährige ließ melancholische Gedanken zum Ende der elfjährigen gemeinsamen Laufbahn nur kurz zu: »Ich habe sie schnell wieder weggesperrt.« Die lukrativen Show-Auftritte der zwei stehen wegen eines möglichen neuen Wettkampfpartners für Sawtschenko auf der Kippe. Der Verlierer wäre Szolkowy.

Dauerbrenner
Die drei erfolgreichsten Eiskunstlauf-Paare bei Weltmeisterschaften:
  • Irina Rodnina und Alexander Saizew (SU, 6 Titel, 1973-1978)
  • Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy (D, 5 Titel, 2008-2009, 2011-2012, 2014)
  • Irina Rodnina und Alexej Ulanow (SU, 4 Titel, 1969-1972)

 

»Aljona hat gesagt, sie fühlt sich noch frisch. Wir haben viele E-Mails bekommen, auch von gestandenen Paarläufern«, bestätigte Trainer Ingo Steuer. »Nach diesem würdigen Abschluss sollen beide vier Wochen in Ruhe nachdenken.« Der Dreijahresvertrag bei der Tour »Art on Ice« in der Schweiz sei nur pro forma unterschrieben worden, damit seine Schützlinge Einnahmemöglichkeiten hätten. Steuer möchte Sawtschenko, der er auch privat nahe steht, gern weiter trainieren. Deutsche Paarläufer in ihrer Klasse gibt es aber nicht. So könnte es sein, dass die 30-Jährige sogar noch einmal für ein anderes Land läuft. »Das wäre sensationell, wenn man für drei verschiedene Länder bei Olympia an den Start geht«, sagte Steuer. Sawtschenko war schon für ihr Heimatland Ukraine bei Winterspielen am Start.

Hinzu kommt, dass Steuer sich verändern will. Wegen der früheren Stasi-Mitarbeit darf er nicht mit öffentlichen Geldern bezahlt werden. Er ist auf das Honorar seiner Sportler angewiesen, junge Läufer können ihn nicht bezahlen. »Mit Deutschland habe ich eigentlich abgeschlossen«, meinte der 47-Jährige. Ihm schwebt ein internationales Team mit mehreren Paaren und Assistenztrainern vor. Vorher will sich das sächsische Trio beraten. Der deutsche Rekord mit dem fünften Triumph war kein echtes Trostpflaster für die bei Olympia so Enttäuschten, die die vier WM-Titel der Olympiasieger Maxi Herber/Ernst Baier diesmal übertrafen. Nur beim zweifach geplanten Axel fehlte beiden eine Umdrehung. »Es ist schade um den Axel. Aber ich kann damit leben«, sagte Sawtschenko.

Mit 224,88 Punkten distanzierten sie die Olympiazweiten Xenia Stolbowa/Fedor Klimow (215,92/Russland) und die Kanadier Meagan Duhamel und Eric Radford (210,84) um Längen. »Das ist ein großer Tag für den deutschen Eiskunstlauf, fünf Weltmeistertitel holte noch keiner«, sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU). Die Olympiasieger Tatjana Wolossoschar/Maxim Trankow aus Russland saßen nur im Publikum. Wären Sawtschenko/Szolkowy so bei Olympia gelaufen, hätte es zumindest zu Silber gereicht. Doch in Sotschi stürzte der Sachse beim Toeloop, Sawt-schenko beim dreifachen Wurfaxel. Den riskierten sie in Japan gar nicht.

Die deutschen Vizemeister Maylin und Daniel Wende (159,42/Oberstdorf/Essen) landeten auf Platz 13. Damit hat die DEU bei der WM 2015 in Shanghai zwei Startplätze. Platz zwölf und damit drei Tickets waren in Reichweite, aber die 25-Jährige strauchelte beim dreifachen Toeloop, ihr Ehemann beim Axel.

Die Mannheimerin Nathalie Weinzierl spielte in der hochklassigen Damenkonkurrenz als Elfte mit 60,82 Punkten eine gute Rolle. »Nathalie hat gezeigt, was sie kann«, meinte Dönsdorf. Die zweimalige Weltmeisterin Mao Asada aus Japan stellte eine neue Bestmarke mit 78,66 Punkten für die Kurzkür auf und wurde von den 18 000 Zuschauern für ihren dreifachen Axel bejubelt. Nur Carolina Kostner (77,24) aus Italien und Julia Lip-nitzkaja (74,54/Russland) sind ihr noch auf den Fersen. dpa

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