Kleine Zeitungen ganz groß
»neues deutschland« startet neues Internet-Projekt: eine Plattform für ehrenamtlich gemachte, kritische Gegenöffentlichkeit
Ich kenne das noch von früher. Ein Mitglied der Redaktion einer »Kleinen Zeitung«, die ich in den 1990er Jahren gesetzt und für die ich geschrieben habe, war so einer. Mein Vater als junger Mann auch. Früher hatten Regionalblätter im Osten sogenannte Volkskorrespondenten. Leute, die oft einer ganz anderen Arbeit nachgingen, Rentner waren oder noch in der Ausbildung standen, schauten genauer hin was um sie geschah und notierten sich das für die Redaktion der letzten Seite: »Aus dem Kreis ... berichtet«. Mit ein bisschen Glück konnte man das Ergebnis in der Zeitung lesen. Geschrieben von ... Volkskorrespondent.
Nicht, dass die Tradition verschwunden wäre. Unter diesem Begriff schon, aber es gibt noch immer solche Modelle in der Medienwelt. »neues deutschland« versucht sich derzeit an einer Art Neuauflage. Diesmal aber auf der Basis des Internet.
Wussten Sie, wie viele Zeitungen die Kreis- und Ortsverbände der LINKEN bundesweit herausgeben? Es sollen fast 160 sein. Überall im Land. Deren Inhalte zu erkunden ist ein bisschen so, als würde man in einem Keller oder einem Boden auf Endeckungstour gehen dürfen. In jeder Kiste, in jedem Schrank findet sich was interessantes. Will sagen, das ist doch ein Fundus an Informationen, der gehoben gehört. Oder?
Das Portal Kleinezeitungen.de will diesen Fundus heben. Es richtet sich zunächst an alle Redaktionen im LINKE-Umfeld, die Zeitungen herausgeben und damit linke Politik transportieren, bzw. Bundespolitik der LINKEN auf Kreis- und Gemeindeebene dokumentieren. Und, wenn die gegenwärtige Probephase unseren Hoffnungen Recht gibt, auch an Publikationen der Antifa, von Gewerkschafts- und Umweltgruppen. Welche Inhalte und im welchen Umfang die Zeitungen Artikel ins Portal einstellen, bleibt ausschließlich ihre Sache.
Das Portal ermöglicht es, Erfahrungen aus der Politik in unterschiedlichen Bundesländern und Landkreisen kollektiv nutzbar zu machen. Nicht zuletzt können die ehrenamtlich tätigen Redakteure in den Kreis- und Ortsverbänden voneinander lernen.
Es wäre doch interessant verfolgen zu können, was in den verschiedenen Bundesländern kommunalpolitisch läuft. Womit sich die »Kolleginnen und Kollegen« befassen. Im Idealfall wäre das auch was für Bundestagsabgeordnete. Könnten die doch verfolgen, was ihre Beschlüsse in den Weiten des Landes so aus- bzw. anrichten.
Dass die Zukunftsmusik in Bälde die Gegenwart erobert, dafür wird gerade gesorgt. Das »nd« hat die Seite Kleinezeitungen.de konzipiert und ermöglicht - und suchte sich aktive Zeitungsleute, die während der Beta-Phase bereit sind, Pionierarbeit zu leisten. Und fand diese in Brandenburg. Am letzten Freitag trafen sich einige der Brandenburger Roten Reporter auf der LIMA, um sich in das Content Managment System einzuarbeiten. Mit von der Partie war auch Felix Langhammer, ein Vertreter von Warenform, den Programmierern der Seite. Und so entwickelten sich vielfältige Dialoge, angesiedelt zwischen Vorträgen und Verbesserungsvorschlägen. Der eine oder andere benötigte auch persönliche Anleitung beim Entdecken des CMS.
Das Portal Kleinezeitungen.de ist indes auf noch viel mehr Zuspruch und Mitmacher angewiesen. Die Voraussetzungen zur Teilnahme am Projekt sind bewusst niedrigschwellig gehalten. Die Teilnahme ist kostenlos, die Mitgliedszeitungen benötigen unter ihren Redaktionsmitgliedern oder Unterstützern niemanden mit HTML-Kenntnissen. Ein Internetzugang und ein Programm zur Bearbeitung von Bildern sind ausreichend. Links auf die Zeitung werden durch das CMS bereitgestellt und sind für die Öffentlichkeitsarbeit nutzbar.
Ist Ihr Interesse geweckt? Dann folgen Sie auf Kleinezeitungen.de dem Menüpunkt »Mitmachen«. Wir würden und freuen, Sie im Projekt begrüßen zu dürfen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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