Letzte Aufgabe in der Wolfsgrube

Der Hauptsponsor ist weg, die Spielhalle zu niedrig - die VolleyStars aus Suhl verzichten auf einen Lizenzantrag für die kommende Saison

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Volleyballerinnen aus Suhl erreichten das Pokalfinale und stehen im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft. Doch der Vorstand verzichtet auf die Lizenz für die kommende Saison. Ein Schock.

Suhl. Als die Hiobsbotschaft verkündet wurde, flossen in der Suhler Wolfsgrube die Tränen. Die Volleyballerinnen der VolleyStars Thüringen reagierten am Dienstagabend beim Training geschockt auf den Lizenzverzicht ihres Klubs für die neue Saison. »Insbesondere mit Blick auf die sportlichen Leistungen der Mannschaft bedauern wir diese Entscheidung«, sagte Vorstandsmitglied und Vizepräsident Axel Evers. »Aber das finanzielle Risiko ist nicht mehr absehbar.«

Mehrere Spielerinnen, darunter etwa Zuspielerin Mareike Hindriksen oder Hauptangreiferin Vendula Merkova, hatten sich nach eigener Auskunft vor allem wegen der familiären Atmosphäre in Suhl für den Verein entschieden, nachdem sie zwischendurch auch beim Bundesliga-Kontrahenten Hamburg unter Vertrag gestanden hatten. Wie es nun für sie und Trainer Sebastian Leipold, der ebenfalls erst vor der laufenden Spielzeit nach Suhl gekommen war, weitergeht, ist noch unklar.

Auf das zweite Spiel im Playoff-Viertelfinale gegen den Dresdner SC am Samstag hat die aktuelle Entwicklung keinen Einfluss. »Wir haben die Gehälter für den Monat März bezahlt und werden die laufende Saison ganz normal weiter spielen«, sagte Geschäftsführer und Teammanager Ingolf Rust.

Der Pokalfinalist hatte am Dienstag mitgeteilt, wegen der auslaufenden Ausnahmegenehmigung für die Spielhalle Wolfsgrube keine neue Lizenz zu beantragen. Obwohl die Halle die geforderte Mindesthöhe von neun Metern mit 7,56 Meter deutlich unterschreitet, hatte der Verein bisher dort spielen dürfen. Der Suhler Vorstand hatte um eine Verlängerung der Ausnahmegenehmigung gebeten, aber bis 31. März von der DVL keine Antwort erhalten. Da die Frist für die Einreichung der Lizenzunterlagen aber am Dienstag ablief, verzichtete der Klub darauf. Denn bei einer Antragstellung und späterer Rücknahme würden hohe Strafen drohen, mindestens 5500 Euro.

Die Deutsche Volleyball-Liga (DVL) wies die Vorwürfe der Suhler indes zurück. »Wir haben dem Verein mitgeteilt, dass sich der Vorstand in seiner regulären Sitzung am 4. April mit den Anträgen befassen wird. Wir haben jedoch nicht entschieden, wie der Verein in seiner Pressemitteilung ausführt, für die Saison 2014/15 keine Ausnahmegenehmigung mehr zu erteilen«, sagte DVL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung am Mittwoch.

Zudem hatte Suhl von der DVL gefordert, eine im März in Höhe von 10 000 Euro verhängte Geldstrafe wegen Verstößen gegen das wirtschaftliche Lizenzierungsverfahren zurückzunehmen. »Für die Rücknahme der Geldstrafe gibt es überhaupt keine rechtliche Grundlage«, entgegnete Jung jedoch prompt. »Wir würden damit das von den Vereinen selbst beschlossene Regelwerk infrage stellen und uns fortwährend unglaubwürdig machen«.

Der Verein will gegen die Geldstrafe alle rechtlichen Mittel ausschöpfen. »Die erhobenen Vorwürfe sind nicht zutreffend und die Strafe ist in der Höhe grob unbillig. Bei diesem Verhalten stellt sich die grundlegende Frage, ob die Deutsche Volleyball-Liga am Fortbestand des Bundesliga-Standorts Suhl überhaupt interessiert ist«, hieß es in der Mitteilung.

Nachdem der Hauptsponsor das Ende seiner Zusammenarbeit angekündigt hatte und damit rund ein Viertel des Saisonetats fehlt, stehen die VolleyStars vor dem Aus. Dabei waren sie erst vor einem knappen Jahr nach einem Zusammenschluss von VfB Suhl, SWE Volleys Erfurt und dem Landesverband aus der Taufe gehoben worden. Offen ist, ob die Zusammenarbeit mit Erfurt fortgeführt wird oder ob beide Teams künftig getrennt voneinander in der 2. Bundesliga spielen werden. dpa

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