Fröhliche Verbraucher, die traurige Arbeitnehmer sind

  • Roberto de Lapuente
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Die Wirtschaftsressorts großer Zeitungen sind betriebswirtschaftlich geschulte »Tendenzbetriebe«. So verbreiten sie tolle News für Verbraucher, vergessen dabei aber, dass diese Verbraucher auch Beschäftigte sind, für die es weniger Grund zu Freude gibt.

Unter »Wirtschafts-News« findet man bei »Focus Online« dieser Tage mal wieder frohe Kunde: »Preisschlacht der Discounter« und natürlich »... die Verbraucher profitieren«. Das zeigt mal wieder ganz gut, wie »Wirtschaft« in vielen Redaktionen dieses Landes verstanden wird: Als ein »Gesamtorganismus«, in dem alles mit allem zusammenhängt, ganz sicher nicht. Verkettungen nimmt man dort nur so beschränkt wahr, wie Betriebswirte gesamtgesellschaftliche Verflechtungen berücksichtigen – nämlich kaum. Sein Betrieb ist sein Kosmos – und vielen Wirtschaftsjournalisten reicht es augenscheinlich, nicht zu allumfassend zu berichten. Dass »[jetzt] einige Lebensmittel [...] 30 Prozent billiger als vor einem Jahr« sind, ist nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Denn an diesen Schnäppchen zeichnet sich die ganze Misere am Arbeitsmarkt ab. Sie sind Ausdruck eines Wettbewerbs, der keinen Spielraum mehr für gute Jobs und gute Bezahlung lässt...

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