Wird Sheetal wählen?

Das Schicksal der 20-jährigen Behinderten aus Rajasthan steht für viele Probleme des Riesenlandes

  • Hilmar König, Delhi
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Sheetal gehört zu den 23 Millionen Erstwählern, die ab Montag ihre Stimme für ein neues indisches Parlament abgeben können.

Kinderheirat. Kinderarbeit. Gewaltopfer. Mordversuch. Vertrieben. Bestechungsversuch. Verstoßen. Ohne Einkommen. Das alles hat Sheetal bereits durchgemacht. Die 20-Jährige lebt in einem Dorf im Innern Rajasthans. Das liegt auf halbem Wege zwischen den Städten Chittorgarh und Udaipur. Sie hat seit September vorigen Jahres keine Beine mehr. Nein, es war kein Unfall, sondern ein doppeltes Verbrechen. Sheetal war von einem Arbeitskollegen und dessen zwei Freunden gefesselt, geknebelt, entführt und an einem Bahndamm vergewaltigt worden. Danach warfen die Täter sie - in eindeutiger Mordabsicht - vor den Express Udaipur-Delhi. Sie überlebte. Aber ihr mussten beide Beine bis über die Knie amputiert werden. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl, gibt sich tapfer und hofft, bald Prothesen zu bekommen.

Als sie noch im Krankenhaus lag, schickte das Verbrechertrio einen Kurier, der ihr 400 000 indische Rupien (etwa 4800 Euro) »Schweigegeld« anbot...


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