Kenn ick, weeß ick, war ick schon

Det kenn ick, det weeß ick, da war ick schon mal! - nem Berliner Taxifahrer kann keener wat vormachen. »Nich ville mehr Umsatz« habe die WM ihm gebracht, verriet dieser Droschkenkutscher, »aber det is ejal. Die Leute sind alle freundlich, det kennt man so jar nich. Det Freundliche is jut - für uns als Dienstleister. Wir ham ja mit die Leute zu tun.« Auch mit solchen wie mir, Samstagnacht um vier. Ich erzähle ihm, dass ich aus Gelsenkirchen vom England-Spiel komme und vorher beim Italien-Spiel war. Erst staunt er, dann lacht er schlau: »Journaille, wa? Oh, Entschuldigung!« Als ich bejahe, wird unser Schwatz ein Fachgespräch. Er hat gelesen, dass FIFA-Boss Joseph Blatter diesen World Cup »die beste WM aller Zeiten« nannte. »Und det stimmt jenau«, sagt er, während ich zweifle: Ob dieser Fahrer wirklich schon viele WM aus der Nähe erlebt hat, um so unumwunden zuzustimmen? Und außerdem: Dieses Turnier ist wirklich großartig. Aber waren Blatters Worte nicht doch nur ein Klopfen auf die eigene Schulter? Wen meinte er? Die deutschen Ausrichter? Das Publikum? Die jubelnden Massen auf den Straßen? Diesen Taxifahrer auch? So musste es sein. Laut sage ich nur: Jedenfalls kann es kein Lob an die Spieler gewesen sein. Was auf dem Feld passierte, hat bisher keine Superlative verdient. Viel zu viel Taktik (deren Schönheit im Fernsehen nur schwer zu vermitteln ist), eindeutig zu wenig Tore, ganz selten verzückende Momente. Allein die Dramatik der Ausscheidungsspiele konnte bisher begeistern - obwohl bei noch keiner WM bisher so viele Innenverteidiger einen Übersteiger beherrschten wie bei dieser. Mein Meckern ist kaum noch zu bremsen: Immer wieder Superstars, die sich im Gras winden, während oben auf der Leinwand die Zeitlupe läuft, in der man sieht, dass nichts war. »Alle runter, gleich Rot für diese Simulanten,« unterbricht mich der Mann am Steuer laut. Ich nicke und schweige fortan. Ein Tax...