Hoffen auf Lewandowski

Gegen Real Madrid braucht Dortmund ein Wunder

  • Heinz Büse, Dortmund
  • Lesedauer: 3 Min.

Keine Kampfansagen, kaum Zuversicht - vor der schier aussichtslosen Mission gegen Real Madrid üben sich alle Dortmunder in Zurückhaltung. Die wenigen Hoffnungen auf ein Fußballwunder im Viertelfinalrückspiel der Champions League am Dienstag ruhen auf Rückkehrer Robert Lewandowski. Wie schon vor einem Jahr, als er die »Königlichen« mit vier Toren aus dem Wettbewerb warf, soll der Pole für eine Sternstunde sorgen. Trotz des 0:3 vor knapp einer Woche hat Lewandowski den Einzug in die Runde der letzten vier Teams noch nicht vollends abgeschrieben: »Wir dürfen keine Angst haben. Sollte sich die Chance bieten, müssen wir zugreifen.«

Nur mit Mühe ertrug Lewandowski die Schlappe von Madrid - als Fernsehzuschauer auf der heimischen Couch: »Es war sehr schwer. Zwischenzeitlich konnte ich nicht mehr hinsehen.« Anders als am vergangenen Mittwoch kann Lewandowski diesmal dazu beitragen, dass nicht wieder ein Klassenunterschied zwischen beiden Teams sichtbar wird. Der Respekt der Spanier vor dem künftigen Bayern-Profi ist spätestens seit dem 1:4 im letztjährigen Halbfinale an gleicher Stätte groß. »Jeder weiß, dass Robert einer der besten drei Stürmer der Welt ist«, sagte Mats Hummels.

Bei aller Freude über das Comeback des besten Bundesliga-Torschützen bezifferte Dortmunds Abwehrchef Hummels die Chance auf ein Happy End jedoch selbst nur auf »drei Prozent«. Immerhin glaubt Hummels, dass seine Mitspieler nicht wieder ähnlich verkrampfen werden wie in der ersten Spielhälfte des Hinspiels in Madrid: »Viel zu verlieren haben wir nicht mehr. Wir können also befreit aufspielen.«

Möglicherweise erinnert Trainer Jürgen Klopp seine Profis noch an den Mut machenden Kraftakt von Deportivo La Coruna in der Saison 2003/2004. Den Spaniern gelang es gegen den AC Mailand als bisher einzigem Team in der europäischen Königsklasse, einen Drei-Tore-Rückstand wettzumachen. Doch im Wissen um die Stärke des hochdekorierten Gegners verzichtete der Dortmunder Trainer wohlweislich auf forsche Töne: »Wir werden nicht abschenken. Aber ein großes Mundwerk ist nicht angebracht.«

Immerhin gelangen im Vorjahr sowohl in der Gruppenhase (2:1) als auch im Halbfinale Heimsiege über den neunmaligen Titelträger. Der am Dienstag gesperrte Kapitän Sebastian Kehl gab die Richtung vor: »Wir wollen mit einem frühen Tor versuchen, für Euphorie zu sorgen und in einen Flow zu kommen. Das wäre eine Wunschsituation.«

Die Treffsicherheit der Spanier verheißt jedoch wenig Gutes: In den vergangenen 22 Champions-League-Auswärtsspielen gelang ihnen immer mindestens ein Treffer. Vor allem der im bisherigen Wettbewerb bereits 14-mal erfolgreiche Cristiano Ronaldo dürfte nur schwer zu bremsen sein. Bei einem weiteren Tor hätte er die bisherigen Rekordträger José Altafini (1962/63) und Lionel Messi (2011/12) übertroffen. Zudem wurde der Weltfußballer bei der 4:0-Generalprobe gegen San Sebastian am Wochenende wegen leichter Knieprobleme geschont.

Noch ist offen, ob Roman Weidenfeller rechtzeitig wieder fit wird. Der Bluterguss in der linken Hand hatte Dortmunds Torhüter beim 2:1 über Wolfsburg zu einer Pause gezwungen. Wer Kehl im defensiven Mittelfeld ersetzt, ließ Klopp offen: Als Alternativen gelten Oliver Kirch oder Milos Jojic. Ungeachtet der anhaltenden Personalsorgen hält Robert Lewandowski die Borussia für konkurrenzfähig: »Wir haben immer noch eine gute Mannschaft.« dpa

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!