Sie sehen keinen Cent
US-Studenten klagen auf Beteiligung am Milliardenspektakel Unisport
Der Frühling ist im amerikanischen Profisport Flautezeit. Im Basketball haben die Playoffs noch nicht begonnen, die Baseball-Saison kommt gerade erst träge ins Rollen und American Football macht Pause bis zum Herbst. So stürzt sich der Sportfan hierzulande im März und April auf den College-Sport. Doch dessen heile Welt steht vor einschneidenden Veränderungen. Der Studentensport ist in den USA ein riesiges Geschäft. Jeder College-Abgänger bleibt auf Lebzeiten Anhänger seiner Alma Mater und möchte auf dem Laufenden bleiben, wie sich die Sportmannschaft der Universität im nationalen Vergleich schlägt. Das Fernsehnetzwerk CBS hat gerade 16 Milliarden Dollar (11,6 Milliarden Euro) für die Übertragungsrechte am Basketballturnier der Männer bis zum Jahr 2028 bezahlt.
Das Finale 2014 gewann in der Nacht zum Dienstag übrigens die University of Connecticut mit dem Deutschen Niels Giffey im fast 80 000 Zuschauer fassenden Stadion in Arlington/Texas 60:54 gegen die University of Kentucky. Der College-Sportverband NCAA verdiente wieder prächtig an dem Spektakel, ebenso wie die Universitäten, die ihm angeschlossen sind. Sie können schöne Sportstätten bauen und den Trainern Millionengehälter bezahlen. Allein die Sportler sehen keinen Cent, sie unterliegen einer strengen Amateurregel. So hatte die NCAA den heutigen Basketballstar LeBron James vom Spielbetrieb ausgeschlossen, als er noch Schüler an der High School war, weil er zwei Trikots von einem Sportgeschäft angenommen hatte.
Doch nun wollen es sich die Studentensportler nicht mehr gefallen lassen, dass auf ihrem Rücken Milliarden verdient werden, ohne dass sie davon etwas abbekommen. Durch eine Reihe von Klagen in den vergangenen Monaten ist das alte System ins Wanken geraten. Die jüngste und aussichtsreichste kommt von Staranwalt Jeff Kessler, der vier Studenten in einer Sammelklage gegen die NCAA vertritt. Kessler argumentiert, dass die NCAA gegen das Kartellrecht verstößt, indem sie die Einnahmemöglichkeiten der Studentensportler einschränkt. »Ich will das System ändern«, sagt der Anwalt, der bereits erfolgreich gegen die allmächtige Football-Profiliga NFL prozessiert hat.
Für die wenigen Talente, die den Sprung dorthin schaffen, geht die Rechnung auf. Die überwiegende Mehrheit schafft es jedoch nicht und fällt ob der sportlichen Zusatzbelastung nicht selten auch noch beim Studieren durch. Danach kehren sie in die häufig schwierigen sozialen Verhältnisse zurück, denen sie entstammen.
Die NCAA hält dennoch an der Amateurregel fest, »weil ihre Aufhebung unserem Bildungsauftrag widerspricht«, wie NCAA-Sprecher wiederholt betonten. Der Verband beruft sich auf das alte Modell, demzufolge der Sport an den Universitäten eine noble Freizeitbeschäftigung von Akademikern ist. Kessler hält das jedoch für verlogen. »College Sport ist Big Business«, sagt er. Schon lange halten sich die Unis Sportteams, die vor allem den Zweck der Unterhaltung und des Profits erfüllen. Der Studentenstatus der Spieler ist in der Regel nur ein Feigenblatt. Nur 60 bis 65 Prozent von ihnen machen einen Abschluss, und der ist oft mehr oder weniger geschenkt. Laut Kessler ist es an der Zeit, diese Wirklichkeit zu akzeptieren.
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