Unterstützung für den Masterplan
Das »Aktionsbündnis Tempelhofer Feld für alle« startete am Dienstag seine Kampagne
Christian Wiesenhütter kann sich nicht erinnern, wann es in den letzten Jahren eine Kampagne gegeben hat, die von so einem breiten Spektrum getragen wurde. In der Tat füllen die Logos der unterstützenden Organisationen die Hälfte der Rückseite des Kampagnenflyers. Wiesenhütter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK), übernahm es am Dienstag auf einer Pressekonferenz des »Aktionsbündnisses Tempelhofer Feld für alle« als Erster, die Ziele der Kampagne zu erläutern. Ob seine prominente Sprecherposition Rückschlüsse auf die Stellung der IHK innerhalb des Bündnisses zulässt, blieb indes offen.
Neben dem IHK-Vertreter waren auf dem Podium noch Abgesandte des Verbandes Berlin-Brandenburgische Wohnungsunternehmen (BBU), des Landessportbundes und der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege vertreten. Zum Bündnis gehören zudem weitere Sozialverbände wie die AWO, die Caritas, der Paritätische, Organisationen aus der Bauwirtschaft - und auch der Deutsche Gewerkschaftsbund.
Das gemeinsame Anliegen ist es, die Berliner für eine Stimmenabgabe für den Entwurf des Abgeordnetenhauses, dem »Masterplan« des Senats, zu motivieren. Wiesenhütter sagte: »Das Tempelhofer Feld ist so unendlich groß, dass es Platz für alle bietet.« Freiraum für alle sei vorhanden, vor allem auch für neue Wohnungen. Berlin sei eine Stadt, die wirtschaftlich und demografisch wachse und Wohnungen benötige. »Im Randbereich des Tempelhofer Feldes besteht die Möglichkeit, dieses Wachstum zukunftsfähig zu gestalten«, sagte der IHK-Vertreter.
Dies unterstrich Maren Kern vom BBU. »Berlin wächst.« Bis 2030 würden zusätzlich 250 000 Menschen in Berlin leben. Pro Jahr würden somit 10 000 neue Wohnungen benötigt. »Nur durch mehr Neubau kann dafür gesorgt werden, dass Wohnen in Berlin auf Dauer für alle bezahlbar bleibt«, sagte Kern. Auf die Fläche des Tempelhofer Feldes sei man daher angewiesen, vor allem auch, weil diese innerhalb des S-Bahn-Ringes liege.
Kern und weitere Vertreter betonten, dass andere Nutzungsmöglichkeiten durch eine »behutsame« Randbebauung nicht ausgeschlossen würden. Wohnen, Arbeiten, Sport und Erholung - all das solle möglich sein. Die Nutzung des Feldes für sportliche Betätigungen hob Klaus Böger, Präsident des Landessportbundes, hervor. Er kritisierte die Initiative »100 Prozent Tempelhofer Feld«, weil sie das Bewegungsbedürfnis der Berliner nicht berücksichtige. Seine Forderung: Nur mit dem Gesetzentwurf des rot-schwarzen Senats seien neue Sportanlagen möglich. Mit fünf Gründen fasst das Aktionsbündnis seine Botschaft zusammen: Drei Viertel des Feldes blieben frei, ein freier Zugang bliebe garantiert; bezahlbare Wohnungen, Sportstätten und Kitas entstünden sowie »Gewerbe schafft Arbeitsplätze«.
Nachfragen, wie das Bündnis das Versprechen von bezahlbarem Wohnraum erfüllen wolle, zeigten, dass dies nicht Gegenstand des Bündnisses ist. Zunächst gehe es darum, überhaupt eine Bebauung zu ermöglichen. Diese indes würde durch einen Erfolg des Volksentscheids »100 Prozent Tempelhofer Feld« am 25. Mai verhindert. Zusammen mit der Europawahl haben die Berliner an diesem Tag die Wahl zwischen einem Baustopp und dem vom Senat eingebrachten Gesetzentwurf, der unter Bürgerbeteiligung eine Bebauung vorsieht.
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