Sommermärchen soll Fortsetzung finden

DFB-Elf will heute über Italien ins Halbfinale

  • Matthias Koch, Berlin
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Was die deutsche Nationalelf bisher erreicht hat, ist aller Ehren wert. Doch Bundestrainer Jürgen Klinsmann ist unersättlich. Sein Ziel bleibt der Weltmeistertitel. Dazu muss heute ab 21 Uhr im Dortmunder Westfalenstadion mit Italien der nächste »Große« des Weltfußballs aus dem Weg geräumt werden. »Wir freuen uns riesig auf die Partie gegen Italien. Das ist ein Klassegegner«, meinte Klinsmann auf der abschließenden Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes in Berlin. »Wir schöpfen viel Kraft und Selbstvertrauen aus den bisher erreichten Leistungen. Italien ist die nächste Hürde, die wir nehmen wollen und nehmen werden.«

WM-Bilanz spricht klar gegen Deutschland
Dabei spricht die Bilanz deutscher Nationalteams gegen die Südeuropäer nicht gerade für die DFB-Kicker. Bei bislang 28 Vergleichen zwischen 1923 und 2006 konnte Deutschland erst sieben Mal gewinnen. Neben acht Unentschieden stehen 13 Niederlagen zu Buche. Da ist sogar die Bilanz der DDR gegen Italien - ein Sieg, zwei Remis, eine Niederlage - besser.
Die Italiener setzen vor allem auf das Plus gegenüber der westdeutschen Auswahl bei Weltmeisterschaften. Dort musste Italien gegen Deutschland noch keine einzige Pleite hinnehmen. 1962 in Chile (0:0) und 1978 in Argentinien (0:0) reichte es für die BRD immerhin zu Unentschieden. Doch zwei der wichtigsten Partien konnten die Italiener für sich entscheiden. 1970 in Mexiko-City siegten sie im »Spiel des Jahrhunderts« im Halbfinale mit 4:3 nach Verlängerung. 1982 holte Italien im Finale von Madrid durch einen 3:1-Erfolg den dritten WM-Titel.
Das ist lange her, könnte man meinen. Doch gerade in jüngster Vergangenheit setzte es für die deutsche Elf gegen Italien eine der empfindlichsten Niederlagen. Am 1. März deklassierte Italien in Florenz die deutsche Mannschaft mit 4:1. »Das war ein Schock. Direkt danach hatte man den Eindruck, dass man Jürgen Klinsmann noch vor der WM loswerden wollte«, erinnert sich Teammanager Oliver Bierhoff. »Man darf dieses Ergebnis jedoch nicht überbewerten. Das war damals nicht das wahre Gesicht der deutschen Mannschaft.« Bierhoff zählte die Italiener bei diesem Turnier von Anbeginn zu den Favoriten. »Sie spielen sehr effektiv und diszipliniert in der Abwehr. Aber man hat auch wieder Respekt vor dem deutschen Fußball, der für Konzentration und Nervenstärke steht. Es ist kein Zufall, dass wir uns gegen Argentinien durchgesetzt haben.«
Hinsichtlich der Entscheidung vom Punkt haben die Deutschen ohnehin einen Vorteil gegenüber dem Rest der Welt. Vier Mal sind sie seit 1982 zum Elfmeterschießen angetreten, vier Mal gingen sie als Sieger vom Platz. Italien konnte bei drei Versuchen keinen erfolgreich gestalten. Negativer Höhepunkt war dabei die Niederlage nach Elfmeterschießen im WM-Finale von 1994 gegen Brasilien.
Ein weiteres Plus für die deutsche Elf scheint zudem der Austragungsort zu sein. Das Dortmunder Stadion, in dem DFB-Teams noch nie verloren haben, betrachten alle Nationalspieler praktisch als ihr »Wohnzimmer«. »In Dortmund wird es ein Spiel geben, was Deutschland noch nicht erlebt hat«, prophezeite Verteidiger Christoph Metzelder nach dem Sieg gegen Argentinien.

Ballacks drei Gründe für deutschen Sieg
Auch Michael Ballack weiß den Dortmunder Fußball-Tempel zu schätzen. »Dass wir dort spielen, gibt uns zusätzliches Selbstvertrauen«, äußerte der Kapitän mit sichtlicher Vorfreude. Der zukünftige Akteur von Chelsea London betrachtet es nicht als Nachteil, dass Italien durch den glatten 3:0-Erfolg im Viertelfinale gegen die Ukraine im Gegensatz zu Deutschland nicht in die Verlängerung musste. Ballack: »Zwei, drei Tage Pause zwischen den Spielen reichen zur Regeneration aus.«
Ballack findet es übrigens eher motivierend, dass fast alle Vorzeichen für Italien sprechen. »Im Frühjahr hat Italien in den Spielen der Nationalelf und in der Champions League (AC Mailand gegen Bayern München - d. Red.) klar gegen uns dominiert. Nun haben wir einiges gut zu machen.« Und er nannte drei Gründe für einen deutschen Sieg: »Erstens sind wir gut drauf. Zweitens haben wir Selbstvertrauen. Dri...

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