Pflege soll von Papierkram befreit werden

Bericht: Weniger Dokumentation schadet der Patientenversorgung nicht

  • Lesedauer: 3 Min.
Bürokratie im Heim und beim Pflegedienst nimmt den Pflegern wertvolle Zeit zur Beschäftigung mit den Menschen. Nun soll der bürokratische Aufwand auf das Nötige beschränkt werden.

Berlin. Künftig soll weniger zeitraubender Papierkram der intensiven Beschäftigung von Altenpflegern mit Pflegebedürftigen im Weg stehen. Fachleute haben die geltenden Dokumentationspflichten getestet und herausgefunden, dass die Pflege nicht leiden muss, wenn die Pfleger weniger detaillierte Angaben über die Betroffenen und ihre Arbeit schriftlich abliefern müssen. Allerdings geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Bericht auch hervor, dass es noch einige Jahre dauern kann, bis ein einfacheres Verfahren flächendeckend eingeführt ist.

Die Studie entstand unter Federführung der Ombudsfrau für Entbürokratisierung in der Pflege, Elisabeth Beikirch. 26 stationäre Pflegeeinrichtungen und 31 ambulante Dienste hatten Modellbögen für das einfachere Verfahren im Alltag getestet. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte dazu: »Nun geht es darum, die Erfahrungen aus dem Projekt in die Fläche zu tragen.« Der Kassen-Spitzenverband und die Verbände der Träger der Pflegeeinrichtungen kündigten an, ohne Abstriche bei der Aussagekraft Dokumentationen in Heimen und ambulant zu reduzieren.

Die bisher umfangreichen Dokumentationspflichten sorgen seit Jahren für Unmut. Die Pflegedienste beklagen, dass ihnen dadurch viel Zeit für ihre eigentliche Aufgabe, nämlich die Pflege der Patienten, genommen werde. Jede siebte bis achte Stunde ist laut Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste heute der Dokumentation vorbehalten.

Doch ganz ohne Papierkram geht es wohl auch nicht. Der Sprecher des Kassenverbands, Florian Lanz, gab zu bedenken, es sei nicht überflüssig, wenn eine Pflegerin für den Nachtdienst etwa aufschreibe, dass ein Bewohner ein neues Druckgeschwür habe und regelmäßig bewegt werden müsse.

Unterdessen fordern die Krankenkassen eine bessere Bezahlung für Kranken- und Altenpfleger. »Heute verdienen Krankenpfleger im Schnitt 2400 Euro, in der Altenpflege nur 2190 Euro«, sagte der Vorstand des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Gernot Kiefer, der »Welt«. Die Vergütung müsse so hoch sein, dass die Pflegeberufe mit vergleichbaren Berufen mit vergleichbarer Qualifikation konkurrenzfähig seien. Mit Blick auf die Pflegereform von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte Kiefer, es reiche nicht aus, »nur Begriffe neu zu definieren«. Man müsse auch für gute Rahmenbedingungen sorgen. Gröhe will bis 2017 einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff einführen und die Zahl der Pflegestufen von drei auf fünf erweitern. Kiefer beklagte die geringe Verweildauer im Pflegeberuf. Sie liege unter zehn Jahren. Schuld daran seien auch die Arbeitsbedingungen, die Vergütung, die unregelmäßigen Arbeitszeiten und geringen Aufstiegschancen, kritisierte er. Der Beruf müsse attraktiver werden. Außerdem müssten viele Menschen, die pflegerische Berufe lernen, noch Schulgeld zahlen.

Mit den geplanten Reformmaßnahmen steigt der Pflegebeitragssatz um 0,5 Prozentpunkte auf 2,55 Prozent. Der Beitragssatz werde in den nächsten 15 Jahren wohl noch einmal steigen, prognostizierte der Spitzenvertreter der gesetzlichen Krankenversicherungen. Schließlich nehme die Zahl der Pflegebedürftigen zu, während der Anteil der Beitragszahler an der Bevölkerung zurückgehe. Agenturen/nd

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