Algerier sollen ein Phantom wählen

Das größte Land Afrikas zwischen Neuaufbruch und Angst vor der Wiederkehr des Terrors

  • Abida Semouri, Algier
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Die Algerier sind an diesem Donnerstag aufgerufen, über die Besetzung des höchsten Amtes abzustimmen. Sechs Kandidaten stellen sich zur Wahl, nicht alle leibhaftig.

Das Amt des Präsidenten ist in Algerien mit weit reichenden Machtbefugnissen ausgestattet, die wichtigsten Entscheidungen liegen in seiner Hand. Angesichts der Bedeutung eines solchen Votums mutet das Bild des Karikaturisten Dilem in der Algierer Tageszeitung »Liberté« dieser Tage ziemlich absurd an: Unter der Überschrift »Boutef auf dem Weg in ein viertes Mandat« zeigt es ein im Rollstuhl versunkenes Männchen, eskortiert von zwei uniformierten Motorradfahrern auf leerer Straße.

Aber das Lachen bleibt den Algeriern im Halse stecken. Die neuerliche Kandidatur des 77 Jahre alten Abdelaziz Bouteflika (»Boutef«), der seit 15 Jahren im Amt ist, hat dem größten Land Afrikas international Spott und Hohn eingebracht. Seit einem Schlaganfall im vergangenen Jahr verbringt der Staatschef mehr Zeit im Krankenhaus als im Präsidentenpalais, von Auslandsreisen ganz zu schweigen.

Zuletzt hat die Bevölkerung den ersten Mann im Staate vor...


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