NSU: Ermittlungen zu Aktenvernichtung eingestellt

Unterlagen zu Raubüberfall von 1998 im Reißwolf / Staatsanwaltschaft Görlitz: Kein strafbares Verhalten

  • Lesedauer: 2 Min.

Görlitz. Die Staatsanwaltschaft Görlitz hat Ermittlungen wegen einer Aktenvernichtung im Zusammenhang mit den mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos eingestellt. Ein strafbares Verhalten sei nicht feststellbar, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Fest steht allerdings, dass 2006 Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft Chemnitz zu einem den beiden Neonazis zugeschriebenen Raubüberfall von 1998 in den Reißwolf kamen. »Es war nicht zu ermitteln, wer die Anordnung der Vernichtung getroffen und wer die Akte vernichtet hat«, begründete die Görlitzer Staatsanwaltschaft nun die Einstellung ihres Verfahrens. Zudem wäre ein strafrechtlich relevantes Verhalten in diesem Fall spätestens seit 2011 verjährt.

Die aktuellen Ermittlungen gingen auf die Anzeige eines Rechtsanwaltes zurück und wurden wegen Verdachts auf Urkundenunterdrückung und versuchter Strafvereitelung im Amt geführt. Die Staatsanwaltschaft Görlitz war zuständig, weil die Kollegen in Chemnitz nicht gegen sich selbst ermitteln konnten. Der Überfall wäre der erste Beleg dafür, dass sich das Trio, zu dem auch Beate Zschäpe gehörte, bereits im Jahr 1998 Schusswaffen besorgt haben könnte. Mundlos und Böhnhardt stehen bei dem jetzt untersuchten Fall im Verdacht, am 18. Dezember 1998 einen Supermarkt in Chemnitz überfallen und auf der Flucht geschossen zu haben. Es könnte der erste Raubüberfall der beiden gewesen sein.

Nach dem damaligen Polizeibericht erbeuteten die Täter mehrere tausend Mark. Zwei Männer hatten die Kassiererin mit einer Waffe bedroht und ihr eine Tasche mit den Tageseinnahmen entrissen. Dabei schossen sie auch auf einen 16-Jährigen, der die Flüchtenden verfolgte. Allerdings trafen sie den Jugendlichen nicht. Unklar bleibt nun, was genau die Ermittler damals herausfanden.

Böhnhardt und Mundlos hatten zusammen mit Zschäpe die Nazi-Mörderbande Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gegründet und waren später in Zwickau untergetaucht. Auch in Chemnitz sollen sie sich aufgehalten haben. Der NSU wird für den Mord an neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und einer deutschen Polizistin verantwortlich gemacht. Böhnhardt und Mundlos töteten sich im November 2011 mutmaßlich selbst. Zschäpe steht derzeit in München vor Gericht. dpa/nd

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