Letzter Werktag mit Hitler

Alexander Kluge und seine Erzählungen über den 30. April 1945

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Verfluchterweise lebt er. Hitler. Er ist in der politisch motivierten Kommunikation nach wie vor der nicht wegzufilternde Sickerstoff. Die Monstrosität der Verbrechen verbietet, wo immer ein Unrecht zu benennen ist, jeglichen Vergleich mit ihm und seiner Zeit - und doch benutzt der Drang nach Deutlichkeit immer wieder bösestgriffige Assoziationen zum Dritten Reich, um etwas oder jemanden mit dem Stempel der Ungeheuerlichkeit zu belegen. Inquisition, Indianerausrottung, Drittes Reich, Hitler, Stalin, Vietnam, Chile - überhaupt ist Geschichtsbetrachtung eine fortwährende Produktion von Vergleichsmaterial, die oft in die Irre, aber eben stets auch zur provokanten Kenntlichmachung bestimmter Dinge führt.

Es ist die Krux des handelnden Menschen: Er muss sich häufig in unliebsame Vergangenheitsbezüge zerren lassen, denn nichts, und sei es noch so neu, geschieht zum ersten Mal. Ertrinkende Flüchtlinge vor Mittelmeer-Ufern - ist das n...


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