»Multikulti ist ein Bekenntnis«

  • Lesedauer: 2 Min.
Dana Rothschild ist Mitbegründerin der Salaam-Schalom Initiative. Die Gruppe setzt sich für ein friedliches Miteinander von Juden und Muslimen in Kreuzberg und Neukölln ein. Die Fragen stellte Jérôme Lombard.

nd: Am vergangenen Freitag wurde ein 31-jähriger Israeli in Kreuzberg von einer Gruppe mutmaßlich palästinensischer Jugendlicher umzingelt und gefragt, ob er aus Israel komme. Nachdem er dies bejahte, riefen die Jugendlichen antiisraelische Parolen und schlugen dem Mann mehrfach ins Gesicht. Eine Tat aus purem Hass auf Israel und Juden?
Rothschild: Was die Täter im Einzelnen angetrieben hat, wissen wir erst sicher, wenn die Polizei sie ermittelt hat. Dieser feige Akt roher Gewalt hat mich zutiefst geschockt und empört. Es ist mir unbegreiflich, wie man zu sechst auf eine einzige Person losgehen kann.

Ist ein derartiger Ausbruch von physischer antisemitischer Gewalt in Kreuzberg ein Einzelfall?
In den zwei Jahren, in denen ich im Bezirk wohne, habe ich so etwas jedenfalls noch nicht erlebt. Allerdings kenne ich auch keine polizeilichen Statistiken dazu. Im Allgemeinen muss es aber darum gehen, jedwede Form von Antisemitismus zu ächten.

In Kreuzberg und Neukölln leben viele zumeist junge Israelis in Nachbarschaft zu arabischstämmigen Mitbürgern. Welche Reaktionen gab es in der israelischen Community auf den Übergriff?
Alle, mit denen ich gesprochen habe, waren zutiefst geschockt. Viele werden in Zukunft sicherlich aufmerksamer durch die Straßen gehen. Es liegt jetzt an der Polizei und dem Staatsschutz, die Täter schnellstmöglich zu finden und damit ein Zeichen zu setzen, damit die Attacke hoffentlich eine Einzeltat bleibt.

Würden Sie einem Juden in Kreuzberg davon abraten, sich beispielsweise durch das Tragen einer Kippa öffentlich zum Judentum zu bekennen?
Ich selber trage hin und wieder eine Kippa, wenn ich zur Synagoge gehe. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen ich sie lieber absetzen würde. Im Allgemeinen fühle ich mich aber im Bezirk als Jüdin sehr wohl.

Die Tat zeigt indes, wie dringend nötig und wichtig unsere Toleranz-Arbeit ist. Multikulti eben ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein bewusstes Bekenntnis Aller zu Vielfalt.

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