S-Bahn fährt wieder mit Gewinn
Unternehmen macht 43 Millionen Euro plus / Züge fahren seit 90 Jahren elektrisch
Pünktlich zu ihrem 90-jährigen Jubiläum sieht sich die S-Bahn auf gutem Kurs. »Seit wir mit der S 85 wieder alle Linien befahren, ist die Krise für mich vorbei«, sagte S-Bahn-Chef Peter Buchner bei der Präsentation der Unternehmensbilanz für 2013 am Montag. Die S 85 (Waidmannslust - Grünau/Zeuthen) war so etwas wie das Symbol der Krise, nach knapp vier Jahren außer Verkehr wurde sie erst Mitte vergangenen Jahres als letzte Linie wieder reaktiviert.
Dass die S-Bahn die Talsohle längst durchschritten hat, machen die Zahlen deutlich: Mit 402 Millionen beförderte das Unternehmen im Vorjahr so viele Fahrgäste wie noch nie zuvor. Vor der Krise im Jahr 2008 waren es noch 388 Millionen, danach sackte die Zahl 2009 auf 371 Millionen ab. Jetzt klingelt es auch wieder in der Kasse, 374 Millionen Euro Fahrgeldeinnahmen sind ebenfalls Spitze, 2008 lagen sie noch um 80 Millionen Euro unter diesem Wert, 2010 wurde nur gut die Hälfte eingenommen. Mittlerweile freut sich die S-Bahn über 200 000 Abozahler, 2010 gab es erst 186 000 Stammkunden. »Das ist die Messlatte dafür, wie gut unser Angebot ankommt«, sagte Buchner.
Weil die S-Bahn wieder zuverlässiger geworden ist und bis auf wenige Verstärkerzüge im Berufsverkehr fast wieder das volle von Berlin und Brandenburg bestellte Programm fährt, fielen auch die Strafabzüge von den Landeszuschüssen geringer aus. Erhielt die S-Bahn 2012 nur 229 Millionen Euro sogenanntes Bestellerentgelt, waren es im Vorjahr 263,7 Millionen, nur noch eine Million weniger als 2008. Die rot-gelben Züge fuhren pünktlicher - in 93,5 Prozent der Fälle waren sie nicht mehr als vier Minuten zu spät. Erst bei 96 Prozent gibt es keinen Abzug, ein Wert, den die S-Bahn erstmals wieder im vergangenen Monat erreichte.
Das trug mit dazu bei, dass die Bahn-Tochter nach vier Verlustjahren erstmals wieder einen Gewinn einfahren konnte. Mit 43,3 Millionen Euro war er fast wieder so hoch wie 2008, wo 56,3 Millionen Euro erwirtschaftet wurden. In den Jahren dazwischen gab es teils satte Verluste, allein 2010 von 222 Millionen Euro. »Das ist ein Stück Rückkehr in die Normalität«, wertete der zur Konzernmutter wechselnde S-Bahn-Finanzchef Christian Kayser diese Entwicklung.
Für Fahrgäste wird es Normalität bleiben, dass sie von diesem Aufwärtstrend zumindest finanziell nicht profitieren. Buchner sprach sich für Tariferhöhungen aus, obwohl auch für dieses Jahr wieder »solide schwarze Zahlen« erwartet werden. Nach Ansicht des S-Bahn-Chefs sollten sie in Höhe der Inflationsrate liegen, das wäre eine »faire Aufteilung« zwischen Fahrgast und Unternehmen. Die Gewinne muss die S-Bahn an den Mutterkonzern abführen, da der auch Verluste übernommen hat. »Ohne ihn wären wir längst Konkurs gegangen«, sagte Kayser.
Außerdem braucht die S-Bahn Kapital, um zu investieren. Zusammen mit dem Konzern bewirbt sie sich für den erneuten Betrieb des S-Bahn-Rings ab 2017. Es soll nur noch einen weiteren Konkurrenten geben. Der Betreiber soll dann mit neuen Zügen auf der Ringbahn und ihren Zubringerstrecken fahren. Weil bis dahin die geforderten neuen Bahnen nicht zur Verfügung stehen, muss die S-Bahn ihre Altbaureihen 408 und 485 ertüchtigen, damit sie bis spätestens 2023 in Dienst bleiben können.
Für ein großes Jubiläumsfest bleibt das nicht mehr viel übrig. Am 8. August 1924 wurde zwischen Stettiner Bahnhof (heute Nordbahnhof) und Bernau der elektrische S-Bahn-Betrieb aufgenommen. So viel Geld wie 1999, als das 75. S-Bahn-Jubiläum groß gefeiert wurde, will das Unternehmen diesmal nicht ausgeben. Für den Tag sind Erlebnistouren auf der historischen Strecke geplant. Außerdem wird die Stadt am nördlichen Ende der S 2 Taufpate für einen S-Bahn-Zug. Auch die anderen Stadtbezirke und brandenburgischen Gemeinden können ihren Namen auf einem Zug verewigen. Los geht diese Zeremonientour am 17./18. Mai in Erkner, wo auch das S-Bahn-Werk zu Tagen der offenen Tür einlädt.
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