Ein schillerndes Lied auf die Schwäche

Damiano Michieletto inszenierte in Leipzig Igor Strawinskys einzige Oper »The Rake’s Progress«

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Schon der Eingang, eine Intrada für Bläser, kehrt den doppelten Boden der Musik hervor. Und Doppelbödiges geistert solange in der Oper, bis des gebeutelten Tom Rakewells Menschsein dahinsiecht und untergeht. Die Intrada weist in den Zirkus, aber da ist kein Zirkus, sondern die Bühne zeigt eine Kleingartenidylle vor Vater Truloves Haus mit ollem Auto auf dem niedlichen Kunstrasen, mit Gartenmöbeln und Plastikhecke. Frühlingsnachmittag in der Oberwelt. Anna, die Tochter, und Tom Rakewell scheinen verliebt und glückselig. Hinten lauert schon Nick Shadow, eine Art Mephisto, der freilich weit unter dem Goethischen bleibt. Shadow überbringt nicht nur die Nachricht von Rakewells Erbschaft, er will davon möglichst viel abhaben. Darum biedert er sich ihm an und zieht fortan die Drähte. Beider Gang soll hinab in die realen wie geträumten Bezirke der Lust führen.

Jener komisch-bunten Gartenlaubenszenerie entspricht allemal das Palavern u...


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