Historische Schiffe legen am DDR-Zollsteg an

Stiftung Museumshafen Berlin plant auf der Spree ein Projekt für Berliner und Touristen

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Zwischen Oberbaum- und Elsenbrücke soll bis 2016 Berlins neuer Museumshafen entstehen. Der ehemalige Zoll- und Grenzsteg wird in das Projekt einbezogen.

Am Ende der Eichenstraße, direkt neben der Arena Veranstaltungshalle, fließt die Spree. Große und kleine Schiffe bewegen sich durch den Fluss, der an dieser Stelle seine breiteste Ausdehnung im innerstädtischen Bereich hat. Noch wirkt das Areal, an dem Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick aneinanderdocken, eher ruhig. Aber das wird sich ändern.

Die Stiftung Museumshafen Berlin hat große Pläne für das geschichtsträchtige Areal. Am alten DDR-Zollsteg, wo bis zur Wiedervereinigung Transitschiffe abgefertigt wurden, soll Berlins neuer Museumshafen entstehen. »Wir möchten die Geschichte Berlins als Schifffahrtsstadt aufgreifen und eine Verbindung zwischen dem Motto - Berlin wurde aus dem Kahn erbaut - und der ehemaligen Teilung der Stadt herstellen«, sagt Manfred Pflitsch vom Vorstand der Stiftung Museumshafen Berlin.

Der inzwischen denkmalgeschützte Osthafensteg, wie er auch genannt wird, sowie historische Schiffe bilden künftig als Zeitzeugen den Rahmen für das zentrale Museumsgebäude des Hafens. Dieser einstöckige Bau wird sich auf einer Plattform befinden und rund 220 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten. Ein Restaurant mit großen Terrassen zur Spreeseite und Anleger für Fahrgastschiffe und Sportboote komplettieren die Anlagen. Daneben sollen insgesamt 16 historische Schiffe vor Anker gehen. »Dazu gehören unter anderem Berlins ältestes historisches Personenschiff, die 1896 erbaute ›Heinrich Zille‹, aber auch die ›Kurier‹ - ein nachträglich motorisierter Großplauermaßkahn und die ›Helene‹, die über ein Holzlukendeck verfügt und als Theater genutzt wird«, sagt Pflitsch. Besucher können sich künftig an diesem Ort durch einzelne Kähne führen lassen. In jedem schwimmenden Gefährt werden jeweils unterschiedliche Aspekte der Schifffahrtsgeschichte verdeutlicht: Berlin als Hansestadt, die Dampfschifffahrt oder die Industriealisierung beispielsweise. Auf Tafeln oder anhand von Audiosystemen kann man sich informieren. »Veranstaltungen oder Fahrten mit kulturellem Hintergrund sowie Chartertouren mit den Museumsschiffen komplettieren das Angebot«, sagt das Vorstandsmitglied. Die Dauerausstellung soll zudem durch ein flexibles Themen-Konzept ergänzt werden. Auf jeden Fall stimmen die Initiatoren ihre Ideen mit den Stiftungen Berliner Mauer und dem Technik Museum ab.

In den vergangenen Monaten standen zunächst Absprachen zu dem Bauprojekt zwischen den beteiligten Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick auf der Tagesordnung. Einbezogen sind zudem die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, das Landesdenkmalamt, die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost sowie das Wasser- und Schifffahrtsamt. Ein Gremium aus Vertretern dieser Behörden hatte 2012 ein Interessenbekundungsverfahren für den Museumshafen initiiert. Der Verein Berliner Museumshafen gewann die Ausschreibung. Engagierte Mitglieder eröffnete 1994 bereits den Historischen Hafen Berlin an der Mühlendammschleuse. »Aber der Platz dort reichte nicht aus, um die großen Schiffe optimal zu präsentieren«, begründet Manfred Pflitsch die Suche nach einem besseren Standort.

Wenn es nach den Optimisten der Stiftung Museumshafen geht, könnte der neue Hafen 2016 öffnen. »Wir sind in der Planungsendphase und wollen in zirka sechs Wochen den sogenannten Realisierungsantrag einreichen«, erklärt Pflitsch. Rund 2,5 bis drei Millionen Euro kostet das ehrgeizige Vorhaben. Es soll über Spenden und aus verschiedenen Fördertöpfen finanziert werden.

berliner-museumshafen.de

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