Zum zweiten Mal entschied Elfmeterschießen über Titel

1:1 zwischen Italien und Frankreich / Rot für Zidane nach Kopfstoß

  • Matthias Koch, Berlin
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Das Finale der 18. Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Italien und Frankreich musste wie zuletzt 1994 nach einem Elfmeterschießen entschieden werden (siehe Seite 1). Im Verlauf der regulären Spielzeit stand es 1:1. Auch in der Verlängerung fielen keine Tore.

Beide Teams hielten sich nicht mit taktischen Geplänkeln auf. Der Fußballgott hatte Zinedine Zidane in dessen letzter Begegnung vor dem Karriereende als Auswahl- und Klubspieler noch mal mit einer Hauptrolle bedacht. Schon nach sieben Minuten verwandelte der sensible Mittelfeldspieler einen von Marco Materazzi an Claude Makele verwirkten Foulelfmeter zum frühen 1:0. Anders als im Halbfinale gegen Portugal, als Zidane aus Sicht des Schützen scharf in die linke Ecke gezielt hatte, entschied sich der 34-Jährige diesmal für die rechte Torseite. Als Lupfer touchierte die Kugel die Querlatte und sprang von dort deutlich sichtbar hinter die Linie. Italien brauchte nach dem Rückstand einige Minuten der Besinnung. Elfmeterverursacher Materazzi hätte kurz darauf beinahe das eigene Tor getroffen (9.). Doch auch hier hatte der Fußballgott ein Einsehen. Ausgerechnet Unglücksrabe Materazzi besorgte mit seinem zweiten WM-Treffer nach Eckball von Andrea Pirlo den baldigen 1:1-Ausgleich (19.). Vorausgegangen war freilich ein zögerliches Vor- und Zurücklaufen von Frankreichs Torhüter Fabien Barthez, Einen offenen Schlagabtausch bekamen die 69 000 Zuschauer im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit jedoch nicht zu sehen. Für weitere Torchancen, die ausschließlich die Italiener besaßen, mussten erneut zwei Eckstöße von Pirlo herhalten. Nach dem zweiten konnte der Franzose Lilian Thuram einen Kopfstoß von Materazzi abwehren (28.), nach dem dritten traf Stürmer Luca Toni ebenfalls per Kopf nur die Latte (36.). Als beide Teams in die Kabine gingen, dachten viele Experten bereits, dass die seit 24 Spielen ungeschlagenen Italiener auf der Siegerstraße wären. Doch kurioserweise leistete sich die Mannschaft um Kapitän Fabio Cannavaro beinahe wie im mit 2:0 nach Verlängerung Halbfinale gegen Deutschland im zweiten Durchgang der regulären Spielzeit eine kleine Schwächeperiode. Der nominell als einziger Stürmer aufgestellte Franzose Thierry Henry zerrte mit Sololäufen an der Ketten (50., 63.). Mittelfeldspieler Frank Ribery zielte drüber (63.), und der immer wieder mit Sprechchören (»Zizou, Zizou«) bedachte Zidane hätte beinahe eine Ecke direkt verwandelt (86.). Die taktisch disziplinierten Italiener konnten nur mit einem Schuss von Toni (73.) und einem Freistoß von Spezialist Andrea Pirlo gegenhalten. Am Ende der ausgeglichenen 90 Minuten ging es jedoch verdient in die Verlängerung. In der ersten Hälfte der Overtime hatte weiterhin Frankreich die größeren Chancen, wieder in Führung zu gehen. Doch der kurz darauf ausgewechselte Ribery (99.), und Zidane(104.) verpassten das 2:1. Negativer Höhepunkt des zweiten Durchgangs der Verlängerung war die Hinausstellung von Zinedine Zidane. Zehn Minuten vor dem Karriereende ließ sich der Star zu einem Kopfstoß an Materazzi hinreißen (110.). Damit verschaffte sich das Fußball-Denkmal der schlechtesten alle...

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