Journalist bedroht

Grubenunglück

  • Lesedauer: 2 Min.

Nach seiner regierungskritischen Berichterstattung über das Grubenunglück in Soma wird der Türkei-Korrespondent des »Spiegel«, Hasnain Kazim, mit dem Tod bedroht. »Die Hetzkampagne nimmt absolut an Aggressivität zu«, sagte Kazim am Dienstag in Istanbul. Kazim hatte einen Bergmann in Soma in einer Überschrift bei »Spiegel Online« am vergangenen Mittwoch mit den Worten zitiert: »Scher Dich zum Teufel, Erdogan!« Regierungsanhänger und regierungsnahe Medien erweckten danach den Eindruck, der »Spiegel« selber wünsche Erdogan zum Teufel. Auf Twitter begann unter dem Hashtag ScherDich ZumTeufelDerSpiegel eine Kampagne gegen das Magazin und Kazim. Er habe inzwischen rund 10 000 E-Mails, Tweets und Facebook-Nachrichten erhalten, sagte der Korrespondent. Darunter seien Drohungen wie »Wenn wir Dich auf der Straße sehen, schneiden wir Dir die Kehle durch«. In anderen Nachrichten werde er als »jüdischer Feind« Erdogans beschimpft. Über soziale Medien werde dazu sein Foto verbreitet.

Kazim sagte, die Kampagne scheine organisiert zu sein. »Das sieht man auch daran, dass einige Twitter-Accounts nur mir folgen und sonst keine Kontakte haben.« Kazim hatte zunächst mit einem auch ins Türkische übersetzten Bericht auf »Spiegel Online« auf die Kritik reagiert. Danach nahmen die Anfeindungen weiter zu. Die regierungsnahe Zeitung »Yeni Safak« warf Kazim vor, Erdogan zu beleidigen. Die ebenfalls regierungsnahe Zeitung »Sabah« schrieb: »Deutsche Medien: Desinformationen über Soma«. Beim schwersten Grubenunglück in der Geschichte der Türkei waren in der vergangenen Woche nach Angaben der Regierung 301 Menschen getötet worden. dpa/nd

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