»Uns sind doch die Hände gebunden«

Tour-Direktor Prudhomme schiebt Verantwortung im Anti-Dopingkampf auf Sponsoren und die UCI

Christian Prudhomme (45) hat die Tour de France in einem schweren Jahr von Altmeister Jean-Marie Leblanc übernommen. »In einem glücklichen Jahr«, widerspricht der gelernte Journalist sofort, »denn wir haben eine gute Gelegenheit, das Doping zu bekämpfen.«

ND: Herr Prudhomme, warum haben Sie manche Fahrer, die auf der Liste der Madrider Polizei standen, von der Tour ausgeschlossen und andere nicht? Alberto Contador etwa war mit demselben Verdacht konfrontiert wie Alejandro Valverde. Contador wurde ausgeschlossen, Valverde nicht ...
Prudhomme: Uns Organisatoren sind doch die Hände gebunden. Wir haben auf die Sponsoren eingewirkt. Sie haben eine Verantwortung. T-Mobile hat große Courage bewiesen. Sie haben uns gesagt, legt uns Dokumente vor und dann handeln wir. Als sich herausgestellt hat, dass Ullrich und Pevenage nicht die ganze Wahrheit gesagt haben, haben sie beide suspendiert.

Haben Sie Druck auf T-Mobile ausgeübt oder hat der Sponsor unbeeinflusst diese Entscheidung getroffen?
Wir haben ihnen die Dokumente vorgelegt - und sie haben entschieden.

Man hatte den Eindruck, dass beim dänischen Team von Bjarne Riis die Entscheidung, Ivan Basso zurückzuziehen, weniger freiwillig erfolgt ist.
Ich möchte es so formulieren: Nachdem ein Team seinen Spitzenfahrer suspendiert hatte, war es für ein anderes in gleicher Situation sehr schwer, anders zu reagieren.

Sie haben das Dossier der Guardia Civil vorliegen. Warum machen Sie es nicht publik, benennen die Schwere des Verdachts gegen einige Radsportler und entlasten andere?
Wir sind nicht Eigentümer dieses Reports. Da müssen Sie beim spanischen Innenministerium oder beim Sportministerium nachfragen. Wir können nicht Material, das uns nicht gehört und das Bestandteil eines juristischen Verfahrens ist, veröffentlichen.

Eufemiano Fuentes gibt derzeit in Spanien fast täglich Interviews. Er scheint momentan die Definitionsmacht über das Verfahren zu haben. Wie reagiert die Tour, wenn er neue Namen nennt, Namen von Profis, die noch bei der Tour de France am Start sind? Trauen Sie Fuentes?
Bis zu einem gewissen Grad schon. Aber warum werden immer nur Namen von Radsportlern genannt? In dem Report ist von 200 Sportlern die Rede, nur 58 davon sind Radsportler. Das ist nur ein Viertel der Betroffenen. Wir müssen in unserem Sport reagieren, das ist klar. Aber warum wird immer nur auf den Radsport gezeigt?

Haben Sie dafür eine Erklärung?
Nein.

Das Einzelzeitfahren gilt als Hochdopingteildisziplin im Radsport. Haben Sie besondere Maßnahmen ergriffen, um etwaige Lieferungen von Epo und Blutkonserven zu unterbinden?
Es sind nicht wir, die die Kontrollen bestimmen und durchführen. Das ist Sache der UCI, der WADA und des französischen Sportministeriums. Wir stellen die Infrastruktur bereit, dass parallel Blut und Urin kontrolliert werden können. Aber es ist Sache der anderen drei Institutionen, über die Dichte und Art der Kontrollen zu bestimmen.

Wer bremst da?
Mit der WADA und dem französischen Sportministerium ist die Zusammenarbeit gut.

Das heißt, es liegt an der UCI?
Nun, die Zusammenarbeit mit den Ärzten der UCI ist hervorragend ...

Nicht nur bei den hohen Gremien der UCI gibt es Handlungsbedarf. Auch die Tour könnte selbst etwas gegen das Doping unternehmen, indem sie den Kurs entschärft und den Fahrern größere Regenerationsphasen erlaubt.
Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Die Härte der Tour liegt auch in der Geschwindigkeit begründet, in der die Fahrer die Berge bewältigen. Hier ist der Hebel anzusetzen.

Wie kann sich der Radsport vom Doping befreien?
Wir müssen konsequent unseren Weg weitergehen. Die Sponsoren sind in der Pflicht, Bedingungen für einen sauberen Radsport zu fordern und zu schaffen. Jetzt ist ein Anfang getan.

Interview: Tom MustrophND: Herr Prudhomme, warum haben Sie manche Fahrer, die auf der Liste der Madrider Polizei standen, von der Tour ausgeschlossen und andere nicht? Alberto Contador etwa war mit demselben Verdacht konfrontiert wie Alejandro Valverde. Contador wurde ausgeschlossen, Valverde nicht ...
Prudhomme: Uns Organisatoren sind doch die Hände gebunden. Wir haben auf die Sponsoren eingewirkt. Sie haben eine Verantwortung. T-Mobile hat große Courage bewiesen. Sie haben uns gesagt, legt uns Dokumente vor und dann handeln wir. Als sich herausgestellt hat, dass Ullrich und Pevenage nicht die ganze Wahrheit gesagt haben, haben sie beide suspendiert.

Haben Sie Druck auf T-Mobile ausgeübt oder hat der Sponsor unbeeinflusst diese Entscheidung getroffen?
Wir haben ihnen die Dokumente vorgelegt - und sie haben entschieden.

Man hatte den Eindruck, dass beim dänischen Team von Bjarne Riis die Entscheidung, Ivan Basso zurückzuziehen, weniger freiwillig erfolgt ist.
Ich möchte es so formulieren: Nachdem ein Team seinen Spitzenfahrer suspendiert hatte, war es für ein anderes in gleicher Situation sehr schwer, anders zu reagieren.

Sie haben das Dossier der Guardia Civil vorliegen. Warum machen Sie es nicht publik, benennen die Schwere des Verdachts gegen einige Radsportler und entlasten andere?
Wir sind nicht Eigentümer dieses Reports. Da müssen Sie beim spanischen Innenministerium oder beim Sportministerium nachfragen. Wir können nicht Material, das uns nicht gehört und das Bestandteil eines juristischen Verfahrens ist, veröffentlichen.

Eufemiano Fuentes gibt derzeit in Spanien fast täglich Interviews. Er scheint momentan die Definitionsmacht über das Verfahren zu haben. Wie reagiert die Tour, wenn er neue Namen nennt, Namen von Profis, die noch bei der Tour de France am Start sind? Trauen Sie Fuentes?
Bis zu einem gewissen Grad schon. Aber warum werden immer nur Namen von Radsportlern genannt? In dem Report ist von 200 Sportlern die Rede, nur 58 davon sind Radsportler. Das ist nur ein Viertel der Betroffenen. Wir müssen in unserem Sport reagieren, das ist klar. Aber warum wird immer nur auf den Radsport gezeigt?

Haben Sie dafür eine Erklärung?
Nein.

Das Einzelzeitfahren gilt als Hochdopingteildisziplin im Radsport. Haben Sie besondere Maßnahmen ergriffen, um etwaige Lieferungen von Epo und Blutkonserven zu unterbinden?
Es sind nicht wir, die die Kontrollen bestimmen und durchführen. Das ist Sache der UCI, der WADA und des französischen Sportministeriums. Wir stellen die Infrastruktur bereit, dass parallel Blut und Urin kontrolliert werden können. Aber es ist Sache der anderen drei Institutionen, über die Dichte und Art der Kontrollen zu bestimmen.

Wer bremst da?
Mit der WADA und dem französischen Sportministerium ist die Zusammenarbeit gut.

Das heißt, es liegt an der UCI?
Nun, die Zusammenarbeit mit den Ärzten der UCI ist hervorragend ...

Nicht nur bei den hohen Gremien der UCI gibt es Handlungsbedarf. Auch die Tour könnte selbst etwas gegen das Doping unternehmen, indem sie den Kurs entschärft und den Fahrern größere Regenerationsphasen erlaubt.
Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Die Härte der Tour liegt auch in der Geschwindigkeit begründet, in der die Fahrer die Berge bewältigen. Hier ist der Hebel anzusetzen.

Wie kann sich der Radsport vom Doping befreien?
Wir müssen konsequent unseren Weg weitergehen. Die Sponsoren sind in der Pflicht, Bedingungen für einen sauberen Radsport zu fordern und zu schaffen. Jetzt ist ein Anfang getan.

Interview: Tom Mustroph

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.