Erdogan nennt Oppositionelle »Terroristen«
Türkischer Regierungchef wundert sich, dass Polizei »so ruhig bleibt« / Zweiter Toter bei neuer Gewalt in Istanbul / Proteste gegen AKP gehen weiter
Istanbul. Nach gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizei und Regierungsgegnern in Istanbul hat es ein zweites Todesopfer gegeben. Nachdem bereits am Donnerstag ein Unbeteiligter an einem Kopfschuss starb, gaben die Behörden am Freitag den Tod eines Mannes bei der Explosion eines Sprengkörpers in dem Stadtviertel Okmeydani bekannt. Protestierer und Sicherheitskräfte lieferten sich dort den zweiten Tag in Folge Straßenkämpfe. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan sagte, er wundere sich, dass die Polizei »so ruhig bleibt«. Erdogan bezeichnete die Demonstranten in einer Rede als »Terroristen«, die »wie in der Ukraine das Land spalten« wollten. Er könne die Geduld der Polizeikräfte »nicht verstehen«, sagte er. Die Beerdigung des 30-jährigen Kurt war für Freitagabend vorgesehen. Erdogan stieß die rund 15 Millionen Alewiten in der Türkei, die einer liberalen Auslegung des Islam anhängen, bereits wiederholt vor den Kopf.
Bei den Protesten ging es um das Grubenunglück im westtürkischen Soma mit mehr als 300 Toten und den Beginn der Aktionen zur Rettung des Gezi-Parks Ende Mai 2013. Am Donnerstag hatte dort zunächst eine kleine Gruppe von Demonstranten ihren Unmut über das Grubenunglück von Soma sowie den Tod eines 15-Jährigen nach den Gezi-Unruhen im vergangenen Jahr kundgetan. Berkin Elvan war im vergangenen Juni auf dem Weg zum Bäcker von einer Tränengasgranate der Polizei am Kopf getroffen worden. Er starb im März nach Monaten im Koma. Das Schicksal das Jungen wurde zum Symbol für das harte Vorgehen der türkischen Einsatzkräfte gegen die Gegner des konservativ-islamischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Beim zweiten Todesfall handelte es sich ebenfalls um einen Mann. Er erlag nach Angaben des Istanbuler Gouverneurs Hüseyin Avni Mutlu nach der Explosion eines Sprengsatzes in der Nacht zum Freitag seinen schweren Verletzungen. Bei den Ausschreitungen wurden nach Behördenangaben zehn weitere Menschen verletzt, darunter acht Polizisten. Agenturen/nd
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