Wer was von Politik versteht...

Bundesspitze will die Brandenburger so kurz vor der Landtagswahl nicht kritisieren

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 2 Min.
Die neueste Meinungsumfrage zur Braunkohle ist angreifbar, da die Fragen nicht neutral formuliert sind und die Zahl der Befragten eigentlich nicht ausreicht.

Am Sonntag legte Greenpeace eine Umfrage vor, die von der Umweltorganisation beim Meinungsforschungsinstitut Emnid bestellt worden war. »Eine überwältigende Mehrheit der Deutschen möchte spätestens bis zum Jahr 2030 aus der Braunkohle aussteigen und lehnt weitere Braunkohletagebaue ab«, fasste Greenpeace-Energieexpertin Anike Peters das Ergebnis zusammen.

Die Studie ist aber angreifbar, da die Fragen nicht wissenschaftlich-neutral formuliert sind und die Zahl von 380 Befragten in Brandenburg nicht ausreicht, um solide Aussagen über die Haltung von Teilgruppen wie den Anhängern bestimmter Parteien zu formulieren. Üblich sind dafür 1002 Befragte.

Befragt wurden die Angerufenen, ob sie es für gerechtfertigt halten, dass für Braunkohletagebaue ganze Dörfer umgesiedelt werden und ob Tagebaue zu verantworten seien, »auch wenn der Schaden für Umwelt und Natur groß ist«. Bei der entscheidenden Frage 3 wurden sie zunächst informiert, dass die Verbrennung von Braunkohle in Deutschland zu 20 Prozent für den Klimawandel verantwortlich sei. Dann wurden sie zu einem denkbaren Braunkohleausstieg befragt.

In Brandenburg votierten 22 Prozent für einen kurzfristigen Ausstieg bis zum Jahr 2020, 57 Prozent für einen mittelfristigen Ausstieg bis 2030 und 17 Prozent für »keinen« Braunkohleausstieg. Im Bund waren es 41 beziehungsweise 46 Prozent. Bei Befragten, die mit der Linkspartei sympathisieren, stimmten 52 Prozent für einen kurzfristigen und 42 Prozent für einen mittelfristigen Ausstieg. Lediglich Anhänger der Grünen sind laut Umfrage noch ausstiegsfreundlicher.

Ein Kenner des LINKE-Bundesvorstandes sagte dem »nd«, Welzow-Süd II sei nicht mehr zu verhindern und Karsten Smid von Greenpeace wisse das auch. »Als Ausgleich will er der LINKEN einen mächtigen Imageschaden zufügen.« Gewiss, Katja Kipping sei eine dezidierte Braunkohlegegnerin. Doch könne sie als Parteivorsitzende nicht wenige Monate vor einer Landtagswahl den eigenen Landesverband kritisieren. Jeder, der ein wenig Ahnung von Politik habe, wisse das.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.