Jung und still

Joachim Löw ist seit heute neuer Fußball-Bundestrainer

Aus Jogi wird Joachim. Bislang galt er als stiller Taktiker im Hintergrund, kein Mann der großen Worte oder des kleinen Scherzes am Rande. Dafür war stets sein Chef Jürgen Klinsmann zuständig. Nun übernimmt Joachim Löw als neuer Bundestrainer der Fußball-Nationalmannschaft dessen Amt. Auch wenn Löw dieses Amt mit 46 Jahren später als seine beiden Vorgänger Rudi Völler und Klinsmann antritt, ist er trotzdem zur jungen Trainergarde zu rechnen, zu der auch Jürgen Klopp und Thomas Doll gehören, die ebenfalls als Kandidaten für den Posten gehandelt wurden. Der DFB versucht, mit Löw einen neuen Weg zu gehen: weg von alt eingesessenen Trainern wie Jupp Derwall und Erich Ribbeck oder ehemaligen Starspielern wie Franz Beckenbauer, Völler und Klinsmann. Löw steht seit Jahren für bedingungslosen Offensivfußball. Bei seiner ersten Station als Cheftrainer von 1996 bis 1998 beim VfB Stuttgart begeisterte das »Magische Dreieck« Giovane Elber, Fredi Bobic und Krassimir Balakov unter seiner Regie die Fans. Obwohl er mit Stuttgart zwei Mal Platz vier in der Liga, den Pokalsieg 1997 und den Einzug ins Europapokalfinale 1998 schaffte, wurde er vom damaligen VfB-Boss Gerhard Mayer-Vorfelder entlassen, von dem er nun auf Deutschlands heißesten Trainerstuhl befördert wird. Der Badener will am »System Klinsmann« nichts verändern, dessen Teil und - Experten zufolge - Motor er schon lange war. Die offensive Taktik bleibt, ebenso das Vertrauen in junge Spieler und amerikanische Fitness-Gurus. Ob er aus Klinsmanns mittlerweile großem Schatten heraustreten, eigene Impulse setzen und die Spieler auch in der langen Europameisterschafts-Qualifikation motivieren kann, bleibt jedoch abzuwarten. Außerdem muss er sich eine gute Taktik für den Umgang mit der Boulevardpresse überlegen, die spätestens nach zwei verlorenen Spielen an seinem Stuhl sägen wird. Auch hier scheint er den von der »Bild« zum »Grinsi-Klinsi« getauften alten Bundestrainer kopieren zu wollen. Auf der gestrigen Pressekonferenz scherzte Löw unerwartet und glänzte wie Klinsmann vor zwei Jahren mit mutigen Sätzen: »Wir wollen 2008 Europameister werden.« Der Druck ...

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