Spielsüchtige suchen Hilfe

  • Lesedauer: 2 Min.
In die Suchtberatungsstellen kommen immer mehr Glücksspieler. Alkoholismus ist aber weiter mit Abstand das größte Problem.

Potsdam. Der ständige Griff zum Joint oder der schon zwanghafte Besuch in der Spielhalle. Immer mehr Brandenburger suchen deswegen Hilfe bei den Suchtberatungsstellen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Daneben ist Alkohol weiter das größte Problem der Abhängigen.

»Die Zahl der pathologischen Glücksspieler, die wir betreuen, hat sich in den letzten Jahren vervielfacht«, sagte Daniel Zeis von der Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt in Potsdam. Spielsucht mache inzwischen rund zehn Prozent aller Beratungen aus. Etwa gleichauf liege der Anteil der Konsumenten von Cannabis. Außerdem gebe es vermehrt Anfragen von Eltern und Lehrern zur Internet- und Mediensucht. Mit einem Anteil von Dreiviertel aller Fälle sei aber Alkoholsucht nach wie vor das größte Problem in der Stadt.

»Spielsucht ist auch bei uns ein deutlich größeres Thema geworden«, sagte Vilmos Nemeth von der Suchtberatungsstelle in Frankfurt (Oder). Auch im Nordwesten gibt es mehr Spielsüchtige. »2011 hat pathologisches Glücksspiel bei uns fünf Prozent ausgemacht, 2013 waren es schon acht Prozent«, sagte Bettina Steinke-Schmidt, Leiterin der Suchthilfe Prignitz. Derzeit betreue man regelmäßig 23 Spieler, die in der Regel berufstätig sind. Es gebe aber auch Arbeitslose, die am Anfang des Monats zwei Drittel ihres Geldes verspielen.

»Was die Art der Süchte betrifft, haben wir brandenburgweit eine ähnliche Verteilung«, sagte Michael Leydecker vom Verein Tannenhof, der für Suchtberatungsstellen in Cottbus, Forst und Königs Wusterhausen verantwortlich ist. Der Medienmissbrauch betreffe bei den Jungs in erster Linie Online-Rollenspiele, bei Mädchen vor allem soziale Netzwerke wie Facebook. »Wir haben jetzt schon Anfragen von Schulen, weil Kinder acht Stunden und mehr in solchen Netzwerken verbringen.«

Amphetamine, darunter auch Crystal Meth, seien in Südbrandenburg derzeit in fünf bis zehn Prozent aller Beratungen das Thema. »Ich rechne damit, dass es noch mehr wird«, sagte Leydecker. Die Droge sei in der Berichterstattung dennoch überrepräsentiert, kritisierte er.

Alkoholismus gehörte nach Angaben der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen im Jahr 2012 mit 73 Prozent zu den am häufigsten registrierten Suchterkrankungen. Es folgten Cannabis mit zwölf Prozent und pathologisches Spielen mit sechs Prozent. Aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor. dpa/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!