Der Schachbund ist sauber

Sport-Verband fühlt sich den Anti-Doping-Regularien verpflichtet

Die deutsche Fußballnationalmannschaft vertraut dem Doktor Müller-Wohlfahrt. Der Deutsche Schachbund (DSB) hat DR. HANS-JOACHIM HOF-STETTER (48). Mit dem Augenarzt aus Bad Kissingen hat ND-Autor RENÉ GRALLA über Doping im Schach und mögliche Parallelen zum Fall Jan Ullrich gesprochen.

ND: Sind Sie der Müller-Wohlfahrt des deutschen Schachsports?
HOF-STETTER: Die Aufgabenbereiche von Herrn Müller-Wohlfahrt und mir lassen sich nicht miteinander vergleichen. Für den Schachbund bin ich nicht ärztlich tätig. Ich berate den DSB in medizinischen Fragen.

Welche Fragen sind das?
Ein Beispiel ist Doping.

Der Skandal um Jan Ullrich erschüttert die Tour de France. Hat auch Schach ein Dopingproblem?
Wir haben kein Dopingproblem. Das enthebt uns aber nicht von der Verpflichtung, die Beachtung der Anti-Doping-Regularien auch im Schach zu gewährleisten - so wie in jeder anderen Sportart auch.

Doping spielt im Schach keine Rolle. Wozu dann explizit Vorschriften gegen Doping?
Doping ist die Zufuhr von Substanzen, die für den Körper schädlich sind, beziehungsweise die Anwendung von Methoden, die verschleiern sollen, dass derartige Substanzen eingenommen worden sind. Darauf liegt unser Fokus.

Viele Werber schnupfen Kokain, um ihre Kreativität zu steigern. Das könnte auch für Schachsportler interessant sein.
Es ist eine irrige Annahme, dass sich durch Drogen das Bewusstsein erweitern und die geistige Leistungsfähigkeit steigern lässt.

Zeitweilig bekämpfte der Weltschachbund FIDE Kaffee, weil der die Spieler länger frisch hält.
Koffein stand tatsächlich mal auf der Doping-Liste. Die FIDE hat Kaffeekonsum nicht bekämpft. Es war lediglich zu beachten, dass eine sehr hohe Zufuhr von Koffein - zum Beispiel mehr als acht Tassen starker Kaffee - zu einer positiven Testung hätte führen können.

Dann wird Dr. Robert Hübner wieder für die Republik starten? Der hatte seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, weil er sich seinen Kaffee nicht verbieten lassen wollte und Doping-Kontrollen ablehnte.
Eine sehr vereinfachte Darstellung des Geschehens. Das war seinerzeit eine Auseinandersetzung, die im persönlichen Bereich des Schachfreundes Dr. Hübner angesiedelt gewesen ist.

An US-Soldaten in Irak sollen Aufputschmittel gegeben werden?
Das könnten Amphetamine sein, die auch in Speed enthalten sind.

Da müsste Speed im mentalen Kampfsport Schach effektiv sein?
Das bringt nichts, die Performance während der Partie wird nicht verbessert.

Vielleicht verhindern Amphetamine, dass die Spieler ermüden.
Mag sein. Auf jeden Fall haben die Doping-Kontrollen bisher keinen Missbrauch nachgewiesen.

Noch kein Fall Ullrich im Schachsport ?
So ist es. Wobei ich darauf hinweise, dass aktuell gar nicht feststeht, dass Jan Ullrich tatsächlich gedopt gewesen ist.

Wenn Schach eine dopingfreie Zone ist - warum derart viel Aufhebens um Doping im Schach?
Eine berechtigte Frage. Das geht zurück auf die Amtszeit des ehemaligen IOC-Präsidenten Samaranch. Damals hatten IOC und FIDE vereinbart, dass Schach anstreben könnte, olympische Disziplin zu werden. Vorbedingung: Schach musste sich den Anti-Doping-Vorschriften des IOC unterwerfen. Seit der Ablösung von Samaranch durch Jacques Rogge ist aber klar, dass Schach niemals olympische Sportart werden wird.

Warum?
Die Haltung von Rogge ist eindeutig. Zusätzliche Disziplinen werden nicht mehr in das olympische Programm aufgenommen - es sei denn, eine andere Sportart fällt raus. Und welche Sportart sollte für Schach gestrichen werden?!

Zeit für den Einstieg in den Ausstieg aus der Anti-Doping-Politik?
Das wäre ein Kurzschluss. Immerhin haben Länder wie Spanien, Italien, die Niederlande und Frankreich auf nationaler Ebene bereits strenge Anti-Doping-Gesetze verabschiedet - mit der Konsequenz, dass auch bei Turnieren Kontrollen durchgeführt werden. Der DSB ist gut beraten, auch künftig klar und unmissverständlich Stellung zu beziehen gegen Doping, wie theoretisch die realen Möglichkeiten dafür sein mögen.

Neben Ihrem Beruf als Augenarzt und dem Nebenjob beim DSB spielen Sie und tragen den Titel eines Fernschachgroßmeisters.
Und mit der deutschen Auswahl sind wir Mannschaftsweltmeister im Fernschach geworden.

Schacholympia 2006 in Turin hat Sie an der Seite des Bundestrainers Bönsch gesehen. Ihre Kompetenz als Augenarzt war bestimmt hilfreich, schließlich brauchen die Spieler einen scharfen Blick.
Gegenwärtig arbeite ich an einer speziellen Brille gegen Schachblindheit. (l a c h t )

Die verhindert, dass ein Aktiver übersieht, dass er ein Stein gerade auf einem Feld postiert, wo der Kontrahent ungestraft sofort zuschlagen kann? Wie das?
Details verrate ich nicht, die bleiben Betriebsgeheimnis.ND: Sind Sie der Müller-Wohlfahrt des deutschen Schachsports?
HOF-STETTER: Die Aufgabenbereiche von Herrn Müller-Wohlfahrt und mir lassen sich nicht miteinander vergleichen. Für den Schachbund bin ich nicht ärztlich tätig. Ich berate den DSB in medizinischen Fragen.

Welche Fragen sind das?
Ein Beispiel ist Doping.

Der Skandal um Jan Ullrich erschüttert die Tour de France. Hat auch Schach ein Dopingproblem?
Wir haben kein Dopingproblem. Das enthebt uns aber nicht von der Verpflichtung, die Beachtung der Anti-Doping-Regularien auch im Schach zu gewährleisten - so wie in jeder anderen Sportart auch.

Doping spielt im Schach keine Rolle. Wozu dann explizit Vorschriften gegen Doping?
Doping ist die Zufuhr von Substanzen, die für den Körper schädlich sind, beziehungsweise die Anwendung von Methoden, die verschleiern sollen, dass derartige Substanzen eingenommen worden sind. Darauf liegt unser Fokus.

Viele Werber schnupfen Kokain, um ihre Kreativität zu steigern. Das könnte auch für Schachsportler interessant sein.
Es ist eine irrige Annahme, dass sich durch Drogen das Bewusstsein erweitern und die geistige Leistungsfähigkeit steigern lässt.

Zeitweilig bekämpfte der Weltschachbund FIDE Kaffee, weil der die Spieler länger frisch hält.
Koffein stand tatsächlich mal auf der Doping-Liste. Die FIDE hat Kaffeekonsum nicht bekämpft. Es war lediglich zu beachten, dass eine sehr hohe Zufuhr von Koffein - zum Beispiel mehr als acht Tassen starker Kaffee - zu einer positiven Testung hätte führen können.

Dann wird Dr. Robert Hübner wieder für die Republik starten? Der hatte seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, weil er sich seinen Kaffee nicht verbieten lassen wollte und Doping-Kontrollen ablehnte.
Eine sehr vereinfachte Darstellung des Geschehens. Das war seinerzeit eine Auseinandersetzung, die im persönlichen Bereich des Schachfreundes Dr. Hübner angesiedelt gewesen ist.

An US-Soldaten in Irak sollen Aufputschmittel gegeben werden?
Das könnten Amphetamine sein, die auch in Speed enthalten sind.

Da müsste Speed im mentalen Kampfsport Schach effektiv sein?
Das bringt nichts, die Performance während der Partie wird nicht verbessert.

Vielleicht verhindern Amphetamine, dass die Spieler ermüden.
Mag sein. Auf jeden Fall haben die Doping-Kontrollen bisher keinen Missbrauch nachgewiesen.

Noch kein Fall Ullrich im Schachsport ?
So ist es. Wobei ich darauf hinweise, dass aktuell gar nicht feststeht, dass Jan Ullrich tatsächlich gedopt gewesen ist.

Wenn Schach eine dopingfreie Zone ist - warum derart viel Aufhebens um Doping im Schach?
Eine berechtigte Frage. Das geht zurück auf die Amtszeit des ehemaligen IOC-Präsidenten Samaranch. Damals hatten IOC und FIDE vereinbart, dass Schach anstreben könnte, olympische Disziplin zu werden. Vorbedingung: Schach musste sich den Anti-Doping-Vorschriften des IOC unterwerfen. Seit der Ablösung von Samaranch durch Jacques Rogge ist aber klar, dass Schach niemals olympische Sportart werden wird.

Warum?
Die Haltung von Rogge ist eindeutig. Zusätzliche Disziplinen werden nicht mehr in das olympische Programm aufgenommen - es sei denn, eine andere Sportart fällt raus. Und welche Sportart sollte für Schach gestrichen werden?!

Zeit für den Einstieg in den Ausstieg aus der Anti-Doping-Politik?
Das wäre ein Kurzschluss. Immerhin haben Länder wie Spanien, Italien, die Niederlande und Frankreich auf nationaler Ebene bereits strenge Anti-Doping-Gesetze verabschiedet - mit der Konsequenz, dass auch bei Turnieren Kontrollen durchgeführt werden. Der DSB ist gut beraten, auch künftig klar und unmissverständlich Stellung zu beziehen gegen Doping, wie theoretisch die realen Möglichkeiten dafür sein mögen.

Neben Ihrem Beruf als Augenarzt und dem Nebenjob beim DSB spielen Sie und tragen den Titel eines Fernschachgroßmeisters.
Und mit der deutschen Auswahl sind wir Mannschaftsweltmeister im Fernschach geworden.

Schacholympia 2006 in Turin hat Sie an der Seite des Bundestrainers Bönsch gesehen. Ihre Kompetenz als Augenarzt war bestimmt hilfreich, schließlich brauchen die Spieler einen scharfen Blick.
Gegenwärtig arbeite ich an einer speziellen Brille gegen Schachblindheit. (l a c h t )

Die verhindert, dass ein Aktiver übersieht, dass er ein Stein gerade auf einem Feld postiert, wo der Kontrahent ungestraft sofort zuschlagen kann? Wie das?
Details verrate ich nicht, die bleiben Betriebsgeheimnis.

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