Nun folgt der Ausverkauf

Nach Urteil im italienischen Fußballskandal droht Milliardenverlust

  • Micaela Taroni
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Der erste Schock über die harten Urteile im italienischen Manipulationsskandal ist verdaut, nun kämpfen Juventus Turin und Co. mit aller Macht gegen die verhängten Sanktionen. Claudio Lotito, Präsident von Lazio Rom, stempelte die Urteile als »lächerlich« ab und droht bereits mit dem Gang vor den Europäischen Gerichtshof. Alle vier Klubs reichten pünktlich am Samstagabend die Berufungsunterlagen ein und wollen außerdem vor dem italienischen Verwaltungsgericht klagen. »Die Bestraften schärfen ihre Waffen«, titelte »La Repubblica« und schrieb von »verrückten Tagen« im Land des Fußball-Weltmeisters. Der Berufungsprozess soll am kommenden Sonnabend beginnen und maximal bis zum folgenden Mittwoch dauern. Schon am Dienstag (25. Juli) sollen aber, wenn möglich, die Urteile endgültig feststehen, da dann die Liste der Starter für die internationalen Wettbewerbe der Europäischen Fußball-Union (UEFA) vorliegen muss. Sollte keine Einigung zustande kommen, wird der kommissarische Verbandspräsident Guido Rossi die Liste nach dem erstinstanzlichen Urteil gestalten. Es gilt als sicher, dass die Zwangsabstiege von Juventus Turin, Lazio Rom und AC Florenz auch nach der Berufung Bestand haben werden. Experten glauben, dass das Berufungsgericht allenfalls bei den verhängten Punktabzügen Milde walten lassen könnte. Finanzexperten versuchten derweil, den Horror in Zahlen zu fassen. Insgesamt wird der wirtschaftliche Schaden bei den drei vom Zwangsabstieg bedrohten Klubs sowie dem AC Mailand, der in der kommenden Saison zwar weiter in der Serie A, aber nicht in der Champions League spielen darf, auf eine Milliarde Euro geschätzt. Die Umsätze sollen jeweils um gut 40 Prozent einbrechen. Rekordmeister Juve trifft es besonders hart. Die TV-Verträge mit den Unternehmen Mediaset von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi (Vertragsvolumen 248 Millionen Euro) und Sky Italia des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch (150 Millionen Euro) sollen neu verhandelt werden. Hauptsponsor Tamoil will zwar bleiben, aber nur noch einen Bruchteil der ursprünglich vorgesehen 110 Millionen Euro bis 2010 an Juventus überweisen. Angesichts von drohenden 30 Minuspunkten zum Start der Serie B ist eine direkte Rückkehr der »alten Dame« ins Oberhaus so gut wie ausgeschlossen. »Das Niveau wird sinken. Der Schaden ist enorm«, sagte Fabio Capello. Der Erfolgscoach hatte am 4. Juli das sinkende Juve-Schiff verlassen und kurz darauf seinen Dienst bei Real Madrid angetreten. Nicht zuletzt deshalb gilt der spanische Rekordmeister als erste Anlaufstelle für zahlreiche Stars, die nun die betroffenen Klubs verlassen werden. Juve-Kapitän Fabio Cannavaro soll allerdings bereits auf der Yacht von Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch gesehen worden sein. 13 von 23 Fußball-Weltmeistern stehen bei den vier Skandalklubs unter Vertrag. Bei den Fans der vier Klubs ist eine Woche nach dem WM-Triumph von Berlin die Freude in Entsetzen umgeschlagen. Spontane Proteste nach der Urteilsverkündung am Freitag waren erst der Anfang. Bei den Klubs, die von den Urteilen profitieren, war die Freude nur verhalten. »Natürlich sind wir zufrieden. Wir hätten aber diesen Erfolg lieber auf sportlichem Wege erreicht«, sagte Massimo Zamparini, Klubchef des US Palermo. Die Sizilianer, ursprünglich Achter der Serie-A-Saison, kommen nun unverhofft in den Genuss eines Champions-League-Platzes. Dort wird auch Inter Mailand starten, der nicht nur als erster Klub in der italienischen Fußball-Geschichte Meister am Grünen Tisch wurde, sondern nun a...

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