Sexuelle Grenzüberschreitungen

Missbrauch von Kindern ist ein großes Thema, doch Differenzierung bleibt aus

Eine Tat erscheint so schrecklich wie die andere, ein Täter so verabscheuungswürdig wie der andere. Versuche einer Differenzierung werden schnell und gern als Verharmlosung von sexueller Gewalt oder gar als Identifikation mit den Tätern und eine Missachtung der Opfer betrachtet.

Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist eines der großen Themen im politischen und massenmedialen Raum. Selbst die Unterhaltungsbranche setzt darauf. Analysiert man nur die Fernsehserie »Tatort« der letzten Jahre, dann sind sexuelle Gewalt und insbesondere sexuelle Grenzüberschreitungen bei Kindern besonders häufig zu finden. In Boulevardblättern rückt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, insbesondere bei verschwundenen oder getöteten Kindern, die mediale Figur des Kinderschänders aus dem grausigen Dunkel ins grelle Licht der Öffentlichkeit. Dabei ist dieser altertümliche Begriff höchst fragwürdig. Er hebt nicht auf die Gewalt gegen Kinder, sondern auf die Schande ab. Auf die Schande des Sexuellen. Diese Schande bleibt mit dem Begriff an dem Kind kleben, es wird zum Daueropfer. Die ihm angetane Gewalt hingegen bleibt gegenüber der Schändung zweitrangig.

Der öffentliche Diskurs über den sexuellen Missbrauch von Kindern und die...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.

- Anzeige -
- Anzeige -