80 000 Euro freiwilliger Eintritt in vier Monaten

Geld fließt in die Instandhaltung der Grünanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

  • Leticia Witte
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Mit einem Buch in der Hand sitzt die junge Mutter auf einer Bank hinter einer hohen Hecke. Neben ihr schläft das Baby in einem Kinderwagen. Still und lauschig ist es im Park des Berliner Schlosses Charlottenburg, weshalb sich dort auch regelmäßig Stammbesucher aufhalten. Die Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte, wohnt in der Nachbarschaft und besucht die Grünanlage jeden Tag. Den freiwilligen Parkeintritt, der seit Juni von Besuchern erbeten wird, hat sie allerdings noch nicht gezahlt. »Zuerst war ich gegen die Maßnahme«, sagt sie. Jetzt aber sei sie davon überzeugt, dass ein sauberer und ordentlicher Park gerade für ihr Kind von Vorteil ist. Von anderen Besuchern wisse sie, dass diese mittlerweile ähnliche Ansichten vertreten. Die Stimmung in den preußischen Gärten scheint sich zu bessern. Anfangs war die Einführung des freiwilligen Parkeintritts in Höhe von zwei Euro in Charlottenburg und Potsdam-Sanssouci durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg umstritten. Zum Beispiel tauchte die Frage auf, warum Geld für den Aufenthalt in einer öffentlichen Grünanlage gezahlt werden soll. Kritik kam auch vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, das die Freiwilligkeit der Zahlung für den Schlosspark in Frage stellte. Dort hat man unterdessen eine neue Sprachregelung gefunden, wie Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (SPD) erläutert. Statt Eintritt sei jetzt von einer Spende die Rede. »Dagegen waren wir noch nie«, stellt Thiemen klar. Die Stiftung bittet seit März in Sanssouci und seit Juni in Charlottenburg Besucher um einen freiwilligen Parkeintritt, mit dem die Instandhaltung der Grünanlagen unterstützt werden soll. Diese Methode soll einmalig in Deutschland sein. Jährlich müssten 20 Millionen Euro in die Parks investiert werden, hatte der Generaldirektor der Stiftung, Hartmut Dorgerloh, bei der Vorstellung des Projekts gesagt. »Durch den Eintritt erwarten wir einen Beitrag in Höhe von mehreren hunderttausend Euro, die wir in die Gärten stecken können.« Nun werden pro Person zwei Euro erbeten, eine Jahreskarte ist für zwölf Euro zu haben, zahlbar an Automaten oder bei einem der 20 Besucherbetreuer. Der Student Michael Sauer beispielsweise steht in historischer Kleidung an einem Parkeingang in Sanssouci und macht Besucher höflich auf den Eintritt aufmerksam. Wer nicht zahlen möchte, geht unbehelligt weiter. Wer Geld gibt, bekommt im Gegenzug eine Dankeskarte mit Motiv und Plan, der eine Übersicht über die verschlungenen Parkwege bietet. »Die Besucher empfinden uns als Attraktion«, hat der 25-Jährige festgestellt. Hin und wieder suchten Zahlungsunwillige die Diskussion, während 80 Prozent der Touristen einen Beitrag entrichten würden. Manche auch erst, nachdem sie durch die Gartenanlage spaziert seien. »Die Mehrsprachigkeit der Studenten ist ein Teil des Erfolges«, meint Stiftungssprecherin Elvira Kühn. So könne auch der Kontakt zu ausländischen Touristen hergestellt werden. »Außerdem beantworten wir die Fragen der Touristen nach bestem Wissen«, sagt Sauer. Mal müsse der Geschichtsstudent über Preußens Könige Auskunft geben, mal über Gastronomieangebote. Nach Angaben der Sprecherin hat die Stiftung bisher 80 000 Euro in den beiden Parks eingenommen. »Wir sind der Meinung, dass es sehr gut läuft«, sagt Kühn. Allein im Mai seien in Sanssouci 15 300 Karten verkauft worden. Eine Besucherflaute sei allerdings während der Fußball-Weltmeisterschaft zu beobachten gewesen. Kühn schätzt es als realistisch ein, dass in diesem Jahr mehr als 100 000 Euro eingenommen werden könnten. Das Geld soll in konkrete Projekte fließen. In Sanssouci werde die Brücke am chinesischen Teehaus saniert, in Charlottenburg würden zusätzliche Parkbänke aufgestellt. Im nächsten Jahr soll der freiwillige Parkeintritt schrittweise in ...

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