Viele Schlaganfälle sind vermeidbar
Krankenkasse DAK regt in einer Studie Verbesserungen in der Versorgung an
Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Wer einen Hirnschlag überlebt, ist meist durch Lähmungen oder Sprachstörungen stark beeinträchtigt, häufig bis zum Lebensende. Aktuelle Zahlen, die auf Basis von Daten der Krankenkasse DAK Gesundheit und des Statistischen Bundesamtes erhoben wurden, zeigen die Brisanz des Themas: Im Jahr 2011 wurden demnach 240 000 Hirninfarkte im Krankenhaus behandelt, hinzu kamen 55 000 Hirnblutungen und fast 108 000 sogenannte Beinahe-Schlaganfälle. Bei letzteren bilden sich die typischen Schlaganfallsymptome, vor allem Lähmungen, innerhalb von 24 Stunden wieder zurück. Diese Daten nahm die Ersatzkasse mit 6,3 Millionen Versicherten zum Anlass, die Versorgungskette für dieses Krankheitsbild genauer unter die Lupe zu nehmen. Der am Donnerstag in Berlin vorgestellte »DAK-Versorgungsreport Schlaganfall« soll den Anfang einer neuen Reihe jährlich erscheinender Berichte bilden. In ausführlicher Buchform erscheint die Untersuchung im Herbst.
Neu an dem DAK-Bericht ist eine an Methoden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientierte Analyse, die dazu beitragen soll, kosteneffektive Methoden einzusetzen. Dafür wird die sogenannte Krankheitslast errechnet, in die unter anderem die Lebensjahre eingehen, die durch vorzeitigen Tod verloren gehen oder durch Behinderung eingeschränkt werden. Derartige Berechnungen, so DAK-Vorstand Herbert Rebscher, seien nicht für Einzelfallentscheidungen geeignet, sondern für die Versorgungsplanung großer Patientengruppen. Die DAK will auf Grund des Berichtes ihre Versorgungsverträge verbessern und auch Patienten gezielt ansprechen. Letzteres ist allerdings bisher durch Datenschutzbestimmungen eingeschränkt.
Bei der Analyse der Versorgungskette für Schlaganfälle habe sich gezeigt, dass in der Bundesrepublik 10 000 dieser Ereignisse pro Jahr verhindert werden könnten. Die meisten davon seien vermeidbar, wenn allein das Vorhofflimmern, das mit zunehmendem Alter häufiger auftritt und auf verschiedene Herzkrankheiten hinweisen kann, als einer der wichtigsten Risikofaktoren konsequenter behandelt würde. Aus den Daten der DAK ergibt sich, dass sich bei rund 60 Prozent der Patienten mit dieser Herzrhythmusstörung die Prävention verbessern ließe.
Die Unregelmäßigkeit wird von vielen Betroffenen nicht bemerkt. Und wenn sie doch diagnostiziert wird - etwa mit Hilfe eines EKGs -, bekommt nur jeder zweite Patient geeignete Medikamente. Das hat laut DAK verschiedene Ursachen. Einerseits sind die eingesetzten Gerinnungshemmer nicht für jeden geeignet. Die Anti-Koagulantien, darunter das bewährte Macumar, erhöhen die Blutungsgefahr; sie sind also mit besonderer Vorsicht einzusetzen. Andererseits erhöht sich das Schlaganfallrisiko ohne Behandlung auf 4,1 Prozent, während es bei medikamentös behandelten Patienten noch 1,4 Prozent beträgt.
Die folgenreichen Krankheitsfälle ließen sich laut der Studie reduzieren, wenn etwa statt heute bei 67 Prozent bei 80 Prozent der Betroffenen das Vorhofflimmern entdeckt und die Behandlungsrate mit Anti-Koagulantien auf 75 Prozent gesteigert würde. Dazu müssten Patienten darüber aufgeklärt werden, wie wichtig eine Behandlung ist. Ein mögliches Signal gebe schon das regelmäßige Pulsfühlen etwa durch die Hausärzte bei allen Patienten ab 65 Jahren, so der Neurologe Bernd Frank von der Helios-Klinik Leezen (Mecklenburg-Vorpommern). Bei Auffälligkeiten sollte ein EKG geschrieben werden.
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