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Das Geruchstelefon
Manchmal geschieht es - ein Geruch weht vorbei und in uns erstehen Erinnerungswelten. Einst Erlebtes, Empfundenes lässt sich berichten, doch ein Geruch ist sprachlich kaum fassbar. Bestenfalls ist sein Ursprung benennbar oder er lässt sich vergleichend beschreiben: Ob er von einem Veilchen kam, ob es roch wie trockenes Heu. Aber was, wenn unser Gegenüber Veilchen nicht kennt?
Anders als Töne und Farben, lassen sich Gerüche nicht objektivieren. Zudem ist die Geruchsempfindung im Gehirn eng mit Gefühl und Erinnerung verknüpft und ihre Wahrnehmung sehr subjektiv. So ist der Geruch der geheimnisvollste unserer Sinne. Ein Sinn, der vom ersten Lebenstag an wichtig ist, indem er dem Säugling hilft, die Nahrung zu finden. Später warnt er vor Gefahren wie Feuer, Gas oder verdorbene Nahrung.
Schließlich scheint er einbezogen in Zuneigung und Ablehnung - wohl nicht zufällig die Aussage, »jemanden nicht riechen« zu können. In grauer Vorzeit war die Nase für uns vermutlich noch weit wichtiger. Denn 1000 der gut 20 000 Gene des Menschen tragen die Information für Geruchsrezeptor-Proteine. Doch anders als etwa der Hund, der stärker als wir in einer Geruchswelt lebt, nutzt der Mensch nur etwa die Hälfte dieser Tausend - Männer meist noch weniger als Frauen.
Die Geruchsrezeptoren sind in den Membranen der Riechzellen in der Nase verankert. Diese Zellen, auch olfaktorische Zellen genannt, kann man als »Ausstülpungen« von Neuronen des Gehirns ansehen. Das Rezeptorprotein in der Zellmembran formt eine »Duftfalle«. Diese ist so unterschiedlich geformt, wie die Stoffe, die wir riechend wahrnehmen können.
Und welche Eigenschaften müssen diese Stoffe haben? Nun, es müssen kleine und leicht flüchtige Moleküle sein. Die meisten sind organischer Natur. Ein Stein oder Glas riecht nicht.
Ein Geruch besteht zumeist aus einem Gemisch von Duftmolekülen. Jede einzelne Riechzelle besitzt sehr viele Rezeptoren, die jedoch alle identisch sind. Deshalb werden die Duftkomponenten in der Nasenhöhle getrennt an unterschiedliche Zellen gebunden. Häufig bindet eine Sorte Duftmoleküle sogar parallel an unterschiedliche Rezeptoren und damit an verschiedene Zellen. Die Geruchszellen leiten alle Signale, die durch diese Bindungen entstehen, direkt an das Gehirn. Dort wird das eintreffende elektrische Erregungsmuster in einen Duft übersetzt. 5000 Gerüche maximal, so meint man, können wir uns merken. Und unglaublich viel mehr unterscheiden. Es bleibt so manches Rätsel. Eines davon ist, warum berühmte Köche meist Männer sind, obwohl Geruch und Geschmack sich stark bedingen.
Nach (wenig erfolgreichen) Versuchen mit Geruchskino versucht man sich inzwischen am olfaktorischen, also Geruchstelefon. Es wird die kommunikativen Möglichkeiten erweitern und doch keines der Rätsel lösen.
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