Der Hilflose und die Gekränkte

Tahar Ben Jelloun über ein »Eheglück«, das eigentlich eine Katastrophe ist

  • Johanna Reinicke
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Ein Haus in Casablanca im Februar 2000: ein Maler, der seinen Pinsel nicht mehr in der Hand halten kann, ein Mann nach einem Schlaganfall - wütend und hilflos und sprachlos. Selbst »jene vermaledeite Fliege« auf seiner Nase kann der Gelähmte nicht verjagen.

Ein heftiger Ehestreit, auf den vor drei Monaten sein Schlaganfall folgte, war die vorerst letzte Begegnung mit der seit Jahren zutiefst abgelehnten Frau. Der Maler lebt nun getrennt von ihr und den Kindern im Atelier im anderen Flügel des großen gemeinsamen Hauses. Helfend stehen ihm rund um die Uhr die sogenannten »Zwillinge« als Pfleger zur Seite. Sie haben auch die Aufgabe, die Frau nicht in seine Nähe zu lassen. Die Krankheit hinterlässt Spuren: In der Seele, im Körper, auch in den Beziehungen zu Freunden, von denen sich manche distanziert haben, und - ganz besonders kränkend - im ängstlich erst nach Monaten wieder betrachteten Spiegelbild des eigenen Gesichts.

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