Eskalation in Nahost
INTERNATIONALE PRESSE
Libération, Frankreich
Krieg ohne Sieger
In dieser leicht entflammbaren Region wird auf Gewalt sofort mit Rache und Gegengewalt reagiert. Bis zur Stunde hat Israel seine Reaktionen auf Luftangriffe beschränkt, die gegen die Militärführer der Hamas und ihre Angehörigen gerichtet sind. Sollten sich diese Angriffe zu einem wirklichen Krieg ausweiten, wäre es ein Krieg ohne Sieger. Eine Lösung kann nur politisch gefunden werden. Israel kann seine Sicherheit nicht allein mit Gewalt durchsetzen. Es muss den Siedlungsbau stoppen und sich zu einem Kompromiss durchringen, auch mit seinen schlimmsten Feinden.
Neue Zürcher Zeitung, Schweiz
Zynisches Kalkül der Hamas
Im Gegensatz zu früheren Angriffen bekannte sich die Hamas diesmal zu ihrer Offensive. Dahinter steckt ein zynisches Kalkül. In der palästinensischen Bevölkerung ist der Wunsch nach Vergeltung groß. Präsident Abbas erlegte sich indes wie sein Gegenüber Netanjahu Zurückhaltung auf und steht daher einmal mehr als halbherziger Handlanger der Israelis da. Die Hamas hingegen präsentiert sich als entschlossene Alternative zu so viel Zögerlichkeit. Während Netanjahu die extremen Kräfte in seiner Koalition im Zaum halten kann, besitzt Abbas keine Drohmittel. Es ist zu Recht viel von den Nöten der arabischen Bevölkerung unter israelischer Besetzung die Rede. Doch eine ebenso große Geißel für die Palästinenser sind die eigenen Politiker.
NRC Handelsblad, Niederlande
Mit dem Rücken zur Wand
Kein Land kann tatenlos zusehen, wie seine Bürger mit Raketen beschossen werden, selbst wenn diese meist ihr Ziel verfehlen oder rechtzeitig abgefangen werden. Israel hatte gewarnt, dass es hart auf Raketenangriffe aus dem Gaza-Streifen reagieren würde. Und das geschieht nun, auf grässliche Weise. Die Hamas wiederum ist derart geschwächt, dass sie mit dem Rücken zur Wand steht - findet jedoch zugleich, dass die anhaltende Erniedrigung und Unterdrückung der Palästinenser nicht länger hingenommen werden kann. In dieser neuen Konfrontation mit Israel sieht die Bewegung eine Chance, zu beweisen, dass sie noch relevant ist. Längerfristig bringt dieser neue Zyklus der Gewalt jedoch keiner Seite etwas.
Politiken, Dänemark
Die Besatzung ist das Problem
Eines der größten Hindernisse für den Frieden zwischen den beiden ist die israelische Besatzung, die über die Jahre nur mehr und mehr geworden ist und dabei ist, jegliche Grundlage für einen palästinensischen Staat zu untergraben. Es geht darum, ein klares Signal an Israel zu senden, dass die Besatzungspolitik giftig ist, nicht nur für die Beziehung des Landes zu seinem Nachbarn Palästina, sondern auch für die Beziehung des Landes zum Rest der Welt. Besatzungen bringen weder Sympathie noch Respekt. Sie schaffen auch keine Sicherheit. Und sie machen Israel sowohl kleiner als auch schwächer.
Corriere della Sera, Italien
Es gibt neue Bedrohungen
In der Tat hat sich seit dem November 2012, als Ägypten noch als ein Vermittler wirkte, ein großer Teil der Welt verändert, vor allem, und zwar radikal, der Nahe Osten. Anders sind heute die geopolitischen Gleichgewichte, es gibt neue Bedrohungen - und es gibt jetzt keine glaubwürdigen Mediatoren in dem Konflikt mehr. Deshalb gilt: Falls es jetzt letztlich zum Bodenkrieg kommen sollte, wird dieser die Wucht eines »neuen« Krieges haben und nicht allein die Wiederholung des bekannten Dramas. Diesen zu stoppen wird dann viel schwieriger sein.
El Mundo, Spanien
Ein Pulverfass
Die Region ist ein Pulverfass. Die nach dem Ende des Osmanischen Reiches etablierten Grenzen werden infrage gestellt. Der wachsende Einfluss der Hisbollah in Syrien, die Ausrufung eines Kalifats im Norden des Iraks und der Einzug der Hamas in die palästinensische Autonomiebehörde zwangen Israel dazu, seine Verteidigungsstrategie zu ändern. Auch die Weltgemeinschaft muss sich neu orientieren. Die Ausbreitung des militanten Islamismus ist jedoch ein Problem von weltweiter Bedeutung. Der Westen muss sich dieser Bewegung vereint entgegenstellen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.