Wider die »Friedenspflicht«

Der Streit um die Luxussanierung einer Wohnanlage in Berlin-Tegel geht in die nächste Runde. Den Bewohnern soll eine »Friedenspflicht« auferlegt werden. Die Mieter wollen das nicht akzeptieren.

»Mein Mann wohnte seit 1920 hier, ich seit 1951«, sagt Anni Lenz. Die Kleinhaussiedlung »Am Steinberg« in Berlin-Tegel ist das zu Hause der 93-jährigen, die von ihren Nachbarn Omi Lenz genannt wird. »Am 15. Januar, zu meinem Geburtstag, bekam ich die Kündigung. Zwei Wochen später sollte ich auf der Straße stehen«, berichtet sie. Sie hatte ein Plakat vor ihrem Häuschen aufgestellt, mit dem sie gegen die geplante Luxusmodernisierung kämpfte. Von etwas über 300 Euro auf weit über 1600 Euro soll sich die Miete dann mehr als verfünffachen. Die Kündigung wurde zwar vorerst wieder zurückgenommen, aber Lenz weiß: »Bei der kleinsten Kleinigkeit fliege ich raus.« Das erleben momentan alle Mieter der 62 Wohneinheiten.

Vor vielen Jahren verkaufte der Bezirk Reinickendorf die Siedlung an die inzwischen privatisierte Wohnungsgesellschaft GSW, die sie 2010 schließlich an einen Investor weiterveräußerte. Wahrscheinlich war der GSW die notwend...