Clooney kann nicht alle retten
Mehrheit der Medienunternehmen in Berlin-Brandenburg blickt positiv in die Zukunft
Als Hollywoodstar George Clooney im vergangenen Jahr für Dreharbeiten zu seinem Film »The Monuments Men« für mehrere Monate in Berlin weilte, standen Fans und die dazugehörige Filmbranche in der Region Berlin-Brandenburg kopf. Immerhin wurden große Teile des Spielfilms in den Filmstudios Babelsberg gedreht, tausende Berliner und Potsdamer für Massenszenen des im Zweiten Weltkrieg spielenden Antikriegs-Blockbusters gecastet. Ein 50 Millionen US-Dollar teures Großprojekt, von dem am Ende nicht nur der regionale Filmstandort profitierte. Dass Hollywood immer wieder gerne insbesondere in Babelsberg anklopft, hat laut Elmar Gigliner, Geschäftsführer des Medienboards Berlin-Brandenburg einen simplen Grund: Im Vergleich zu anderen internationalen Metropolregionen wie New York oder Paris sind die Kosten für Personal und Technik wesentlich günstiger. Selbst in Bezug auf andere deutsche Großstädte wie München, Hamburg oder Frankfurt am Main gilt Berlin als bezahlbarer Medienstandort, auch wenn die Hauptstadt hier beständig nachziehe.
Der Erfolg ist weiterhin ungebrochen, so das Fazit des Medienbarometers 2013/2014, das am Dienstag vom Medienboard Berlin-Brandenburg und dem Unternehmensnetzwerk media.net berlinbrandenburg vorgestellt wurde. Es seien nicht die Großprojekte, die den Erfolg ausmachten. Die Medienindustrie, zu der neben Film, Fernsehen, Radio auch die besonders stark wachsende Softwarebranche zählt, bestehe vor allem aus kleinen und mittelständischen Unternehmen, die in 90 Prozent aller Fälle zwischen zehn und 15 Mitarbeiter beschäftigen. Fast zwei Drittel der insgesamt befragten 403 Firmen der Region zeigten sich laut Branchenbarometer mit dem Geschäftsjahr 2013 zufrieden. Für 2014 und die Zukunft fallen die Prognosen ähnlich positiv aus. Besonders fröhlich gestimmt zeigen sich im Rück- als auch Ausblick vor allem die Internet- und die Computerspielebranche. Hier arbeiten mit Firmen wie Wooga oder King sogar zwei weltweite Schwergewichte in Berlin.
Alle Branchen der Medien- und Kreativindustrie in der Hauptstadtregion erwirtschaften gemeinsam einen Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden Euro und beschäftigen laut Medienboard etwa 300 000 Menschen.
Ohne eine finanzielle Förderung durch die öffentliche Hand scheint es dabei allerdings nicht immer zu gehen. Mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen hat schon mindestens einmal Fördergelder und andere nicht kreditbasierte Finanzierungsmöglichkeiten genutzt, darunter Preisgelder und eine Finanzierung über das Internet (»Crowd-funding«). In der überwiegenden Zahl der Fälle griffen die Firmen allerdings entweder auf einen EU-Kreativfonds oder andere öffentliche Fördertöpfe zurück. Einen großen Stellenwert besitzen zudem Kredite der landeseigenen Investitionsbank Berlin. Allein 2013 finanzierte sie Projekte mit insgesamt 154 Millionen Euro. Vollkommen ungetrübt sind die Aussichten allerdings nicht.
Mit der TV- und Radiobranche schwächeln zwei eher klassische Medienangebote, wie aus der Befragung hervorgeht. So rechnen 77 Prozent der befragten Unternehmen dieser Branche nicht mit einem Umsatzwachstum. Damit steht der Rundfunk laut Medienboard bundesweit nicht allein da. Zwar müssten die Ursachen noch analysiert werden, doch Giglinger geht davon aus, dass es vor allem an den immer noch fehlenden Einnahmemöglichkeiten aus dem Internetgeschäft geht. Da kann auch ein bekannter Schauspieler samt Hollywoodglanz allein nichts retten.
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