Clown sein. Mit Galle
Vor 150 Jahren wurde der Dramatiker Frank Wedekind geboren
Am Anfang, zum Geburtstag der vierzehnjährigen Wendla, werden die Kerzen auf einem Kuchen ausgeblasen, es weht ein kleiner Nebel aus Puderzucker, verflüchtigt sich rasch, begleitet vom neckischen Lebenslachen Wendlas und ihrer Mutter. Ganz am Ende klebt dicker bleierner Friedhofsnebel in der Luft, und wieder wird gelächelt. Der Junge Moritz ist es, der sich erschoss, sein kurzer Ausstieg aus dem Grab, und sein Lächeln ist ein erlöstes Totenlächeln, denn die Verwesung wärmt. Ach ja, links am Bühnenrand liegt noch ein Grab, Wendlas Grab; viel ist geschehen, aber sie ist noch immer, und auf ewig, ganze vierzehn Jahre alt. Tote leben lang, wenn ihnen erlaubt wird, als Gespenster zu existieren.
Frank Wedekinds Kindertragödie »Frühlings Erwachen« am Berliner Ensemble, vor einigen Jahren inszeniert von Claus Peymann. Es ist, neben »Lulu«, das modern gebliebene Stück des Dichters. Ein Porträt der Extreme, die sich ineinanderfressen: K...
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