Kompetente Hilfe für Jugendämter

Erfurter Kinderschutzambulanz half seit Gründung vor einem Jahr 81 Betroffenen

  • Lesedauer: 2 Min.
Kinderschutzambulanzen kümmern sich um Mädchen und Jungen, die in ihren Familien misshandelt wurden. In Thüringen gibt es zwei solcher Einrichtungen.

Erfurt/Jena. In der Kinderschutzambulanz am Helios-Klinikum Erfurt sind seit ihrer Gründung vor einem Jahr 81 von Gewalt und Vernachlässigung betroffene Mädchen und Jungen betreut worden. »Die meisten Kinder waren zwischen einem und sechs Jahre alt«, sagte der Erfurter Kinderchirurg Kay Großer der dpa. Sie wurden etwa von Notärzten oder Polizei ins Klinikum gebracht. Die häufigsten Formen der Gewalt seien körperliche und sexuelle Misshandlung gewesen, gefolgt von Vernachlässigung. Die Kinderschutzambulanz in Erfurt ist neben der schon seit acht Jahren bestehenden Ambulanz am Universitätsklinikum Jena die einzige derartige Einrichtung in Thüringen.

In beiden Ambulanzen arbeiten Kinderärzte, Kinderchirurgen, Ärzte anderer Fachrichtungen, Psychologen und Sozialarbeiter zusammen. Dabei geht es nicht nur um rasche medizinische Hilfe für misshandelte Kinder, sondern auch um Unterstützung der Eltern. Überforderung der Eltern ist nach Einschätzung von Großer eine häufige Ursache für Gewalt gegen Kinder. Beispiel dafür sei etwa das Schütteln von Säuglingen, bei denen diese schwere Hirnverletzungen - das sogenannte Schütteltrauma - erleiden können. In den vergangenen zwölf Monaten war es elfmal die Polizei, die Kinder in die Erfurter Ambulanz brachte. Fünfmal war der Notarzt Rettung für die Kleinen. In 23 Fällen suchten Eltern selbst die Notaufnahme auf. Zunehmend weisen auch niedergelassene Kinderärzte und das Jugendamt Kinder ins Klinikum ein. »Bevor wir die Schutzgruppe gegründet hatten, wurden monatlich maximal zwei Kinder entdeckt, die Gewalt erlebt haben. Heute sind es vier bis fünf Kinder im selben Zeitraum«, so Großer.

Ähnliches beobachtet die Kinderschutzambulanz des Universitätsklinikums Jena. Dort hat sich die Zahl der Verdachtsfälle auf Kindesmisshandlung 2013 im Vergleich zum Vorjahr auf 109 nahezu verdoppelt, heißt es aus dem Klinikum. Der Erfurter Kinderchirurg Großer plädiert für vier bis fünf weitere solcher Zentren in Thüringen. »Es geht nicht nur um eine ärztliche Behandlung, sondern um Wohnortnähe, wenn wir den Kindern und ihren Familien wirklich helfen wollen.« Diese Sicht teilt auch das Thüringer Sozialministerium. »Wir möchten, dass die Jugendämter für ihre Aufgaben des Kinderschutzes verlässliche regionale Ansprechpartner und kurze Wege haben«, sagte Christine Kascholke vom Sozialministerium. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -