Phänomenale Wiederkehr

Landis gewinnt Alpendrama im Alleingang

  • Tom Mustroph, Morzine
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Welch ein Tag! Welch spannende drei Alpentage! Diese Tour de France, offen wie lange keine große Schleife mehr, hat im dreiaktigen Alpendrama zwischen der Gletscherpassage des Lautaret, dem mythischen Galibier und dem giftigen Joux-Plane ihren bisherigen Höhepunkt gefunden. Drei Tage, drei Taktiken und eine ganze Handvoll Helden.
Alpe dHuez sah am Dienstag ein abwartendes, ein zockendes Phonak-Team. Der designierte Leader des Peloton, Floyd Landis, ließ eine große Gruppe guter Fahrer weg und entschärfte so die Angriffsbemühungen von Rabobank. Der Luxemburger Frank Schleck, von CSC-Teamchef Bjarne Riis als spätere Unterstützung für Carlos Sastre vorausgeschickt, konnte sich wegen der abwartenden Haltung der Favoriten über den prestigeträchtigen Tagessieg freuen. Hinter ihm zeigten Sastre und T-Mobiles Andreas Klöden aufsteigende Form, während Rabobanks Denis Mentschow schwächelte.
Der Mittwoch war von der Rache eines enttäuschten Michael Rasmussen geprägt. Der Däne hatte seiner Freundin zuvor den Sieg in Alpe dHuez versprochen. Wie im letzten Jahr im Elsass demütigte das Kraftpaket von Rabobank nun im Hochgebirge die Konkurrenz und stiefelte erst in Begleitung und später allein einem grandiosen Sieg in La Toussuire entgegen. Hinter ihm erlebte Floyd Landis einen rabenschwarzen Tag. Einer Beschleunigung vom Spanier Carlos Sastre konnte der Amerikaner nicht stand halten und fiel weit hinter die Favoriten zurück.
Hinter Sastre zermürbte das T-Mobile-Team und später ein brillanter Andreas Klöden allein die Mitfavoriten. Nach einer weiteren Schwäche von Mentschow und auch Lottos Cadel Evans sah der gebürtige Cottbusser plötzlich schon wie der strahlende Held von Paris aus. Man durfte ihm im Zeitfahren mehr als den vor ihm platzierten Spaniern Oscar Pereiro und Sastre zutrauen. Die hinter ihm liegenden Fahrer sollte er auf Abstand halten können.
Der gestrige dritte Tag in den Bergen wiederum ging als die phänomale Wiederkehr des Floyd Landis in die Annalen der Tour ein. Wie tags zuvor Rasmussen enteilte der Phonak-Mann nun dem Feld. Er holte Minute um Minute auf und war bereits im virtuellen gelben Trikot. Er wechselte unterwegs sogar sein Fahrgerät. Hinter dem unerreichbaren Bolzer aus dem kalifornischen San Diego nahm dann erneut CSC-Kapitän Sastre sein Herz in beide Hände und setzte allein nach. Nun befand er sich, nachdem Landis etwas nachgelassen hatte, fast im Besitz des gelben Trikots.
Doch sein Landsmann Oscar Perreiro, von Landis im Flachen mit einer halben Stunde Vorsprung bedacht, biss sich im Paket mit Klöden, Schleck und dem Holländer Boogard Meter um Meter dem Zielstrich entgegen und verteidigte sein gelbes Leibchen. Im Abstand von nur 30 Sekunden befindet sich jetzt das Trio Pereiro, Sastre und Landis. Zwei Minuten und 39 Sekunden dahinter Andreas Klöden, eine weitere halbe Minute Evans. Jetzt können Wetten abgegeben werden. Bevor am Sonnabend die Gesamtwertung im Zeitfahren endgültig entschieden wird, steht morgen eine Etappe für Sprinter und Ausreißer auf dem Programm. Ein Millimeterfinale steht dieser Tour bevor.

17. Etappe, 200,5 km von Saint-Jean-de-Maurienne nach Morzine: 1. Landis (USA) 5:23:36 h (37,2 km/h), 2. Sastre (Spa) 5:42 min zurück, 3. Moreau (Fra) 5:58, 4. Cunego (Ita) 6:40, 5. Boogerd (Ndl) 7:08, 6. Schleck (Luxe), 7. Pereiro (Spa), 8. Klöden (Mittweida) alle gl. Zeit.
Gesamt: 1. Pereiro 80:08:49 h 2. Sastre 0:12 min zurück, 3. Landis 0:30, 4. Klöden 2...

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